Vortrag
Die beiden Heiligen Sebastian und Rochus, das Caravacakreuz, der Zachariassegen, Sebastianspfeile … und vieles mehr auf den im Gemeindemuseum Absam ausgestellten Rosenkränzen verweist auf die Pest, den »Schwarzen Tod« .
pest und sünden und ökonomie … Der »Schwarze Tod« von 1348 und 1349 und die wiederholten Epedemien des 14. und 15. Jahrhunderts waren die verheerendsten Naturkatastrophen, die Europa jemals heimgesucht haben.
Genau kann man die Verluste nicht beziffern, es gibt keine globalen Zahlenangaben, aber in so weit auseinanderliegenden Gegenden wie England und Italien ging in den Jahrzehnten nach 1350 die Bevölkerung in Städten und Dörfern um 70 bis 80 Prozent zurück. Um 1420 kann Europa kaum mehr als ein Drittel der Menschen gezählt haben, die es noch hundert Jahre früher bewohnten.
Auch in Tirol lassen sich Belege finden für das Auftreten der Pest nach 1348: Die offenbar das Funktionieren der Gesellschaft und des Wirtschaftslebens bedrohenden Todesraten führten bereits 1349 zu Verordnungen des damaligen Tiroler Landesfürsten, in denen Höchstlöhne und Arbeitszwang vorgeschrieben wurden. So wurde eine der wirkungsvollsten Strategien, sich der Erkrankung zu entziehen, nämlich die Flucht vor der Pest (»Abzug aus der Pfarre«) in dieser Ordnung mit Ungnade und dem Verlust von Hab und Gut bedroht.
Aber auch Praxis und Stil religiösen Lebens veränderte die Pest tiefgreifend – davon zeugen nicht nur zahlreiche der ausgestellten Rosenkränze. Ganze Schatzkammern von Reliquien wurden angehäuft, wie überhaupt Zahlen in der religiösen Praxis ungemein an Bedeutung gewannen: die Häufung von Messen, von Gebeten und Reliquien war Ausdruck der Suche nach himmlischer Protektion.