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Mangel als Schicksal. Sammeln als Bollwerk.

Lesung mit Marlene Streeruwitz

Lesung mit Marlene Streeruwitz

Mangel und Erinnern und Selbstbestimmung …

»Anhäufungssammeln trägt am deutlichsten die Trauer um das eigene Ende in sich. So eine Sammlung von Gebetbüchern aus sechs Jahrhunderten, gotischen Madonnen oder Käthe-Kruse-Puppen stellen in ihrer Funktion als Kindersatz brutal die Endlichkeit aus. Nur das Begehren, diesen Kindersatz zu erweitern und ein neues Stück der Ansammlung hinzuzufügen, kann die Melancholie dieser Anlage unterbrechen. Aber Sucht hat ja diese Funktion, Pausen in die Melancholie zu stanzen.

Die ›bedeutenden‹ Sammlungen sind männlich zuzuordnen. Dann gibt es das Sammlerehepaar. Der Kampf gegen den Tod wird gemeinsam aufgenommen. Christlicher Besitzstand an spirituellen und weltlichen Gütern wird beschrieben und verteidigt. Im wirklichen Leben sammeln Frauen sicherlich weit mehr als Männer. Das Sammeln als Selbstbestimmung in Erinnern und Nichterinnern war von Frauen schon lange als Kulturtechnik benutzt. Die Sammelwellen von Puppen und historischen Handarbeiten beschreiben wenigstens einen Zusammenhang mit dem eigenen Leben. 

Im klugen und gerechen Leben würden immer wieder Phasen des Sammelns eintreten. Wir haben alle Angst vor dem Tod und wollen uns, oder wenigstens etwas von uns, bewahren. Diese Kleinsammlungen würden der Todesangst eine Beschreibung verschaffen. Das dabei erworbene Werk könnte als Archiv dieser Angst fungieren und durch das Verwahren kurz die Freiheit von dieser Angst phantasieren lassen. Die Sammlungen würden zur Versammlung gelebter Erfahrung.« [ Aus einem Interview mit Marlene Streeruwitz. Sie lebt als freiberufliche Schriftstellerin in Wien, Berlin und New York. Zuletzt erschien von ihr »Das wird mir alles nicht passieren. Wie bleibe ich Feministin« ] 

Lesung und Gespräch


GemeindeMuseumAbsam
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