Eine Exkursion zu den Spuren einer langen Geschichte
Fotos und Bericht: Christian Neumann
Bericht über eine Halltalwanderung mit Günter Amor
Das Gemeindemuseum Absam hatte am Samstag dem 16. Juli 2011 zur Exkursion »Auf den Spuren einer langen Geschichte« mit Günter Amor eingeladen. Da mir das Halltal mit seiner spannenden Geschichte rund um den Salzbergbau, seiner landschaftlichen Einzigartigkeit und interessanten Geologie, Flora und Fauna sehr am Herzen liegt, bin ich der Einladung gerne gefolgt und mitgegangen.
Eine Gruppe von 34 Wanderern aus Mils, Hall, Absam und Innsbruck traf sich um 9.30 Uhr bei Postkartenwetter am Parkplatz an der Walderstraße.
Nach einer kurzen Einführung durch Museumsdirektor Matthias Breit ging es gemütlich hinein in das Halltal, mit einer ersten Erklärung beim »Hackl«. Günter Amor hat uns bei den wichtigen Stationen wie dem Hackl oder bei der Bergerkappelle eine Pause gegönnt und die Besonderheiten, deren Geschichte und die Zusammenhänge erklärt und ist auf die Themen der Absamer Bäche, des Salzbergbaues und der Geschichte und den Geschichten, die das Halltal zu erzählen hat, mit seinem umfassenden Wissen eingegangen.
Das Halltal hat vieles zu erzählen, vieles wusste ich, aber bei dieser Wanderung konnte ich auch einiges für mich Neues und Interessantes erfahren. Ich wusste zum Beispiel nicht:
Dass die drei Ladhütten nicht nur als Umspann- und Raststation für die Fuhrwerke dienten, die zur Versorgung des Salzbergbaues im Halltal unterwegs waren, sondern dass in den Ladhütten auch die hölzernen Soleleitungen zur Druckentlastung unterbrochen waren und die Sole-Durchflussmenge in Solemeßtrögen kontrolliert werden konnte.
Dass vorzugsweise Ochsen für das Vorspannen der Fuhrwerke verwendet wurden. Bis zu 25 Ochsen waren am Salzberg im Einsatz. Sie waren zwar langsamer als Zugpferde, haben sich jedoch stärker »ins Zeug« gelegt. Die Pferde haben zu rasch gerissen und waren schwieriger zu halten.
Dass das »neue« Kreuz in der Felsnische oben (gegenüber der Wasserfassung für das Wasserkraftwerk mit dem von Geppert erfundenen Tirolerwehr) vom Absamer Siggi Obleitner geschnitzt wurde (der Siggi, der auch die neue Gemeindekrippe geschaffen hat) und dass das neue Kreuz von Werner Haim an derselben Stelle in der Felswand montiert wurde – ein Jahr bevor er folgenschwer abgestürzt ist. Das alte Kreuz, das angeblich aus der Andreas-Hofer-Zeit stammte, ist im Gemeindemuseum zu bewundern.
Dass von einer Bettelwurflawine (beim Bettelwurfeck) berichtet wurde, die so mächtig gewesen sein soll, dass diese bis auf die Höhe des Kreuzes von dem oben die Rede war, angestanden ist;
Dass auf der Bettelwurfhütte jetzt drei Webcams installiert sind und dass ein neuer Klettersteig in den Wänden unter der Bettelwurfhütte noch in diesem Sommer eröffnet wird.
Wir machten im Gasthaus Magdalena eine kurze Rast. Meine Jause dort ist meistens ein Graukas und ein frisch gezapftes Bier (ich kann es sehr empfehlen!).
Die Wanderung mit anderen Halltalbegeisterten und Mitwanderern brachte auch andere interessante Geschichten »zu Tage« und ich habe wieder einmal erfahren können, »dass man mit den Leuten reden muss«, um Wichtiges und Interessantes vor unserer Absamer Haustüre kennen zu lernen.
Wir gingen gemütlich weiter und von den vielen Geschichten, die uns Günter Amor erzählte, blieb bei mir auch einiges Neues über das vielfältige Halltal hängen:
Dass die engere Umgebung beim obersten Parkplatz (beim versperrten Schranken) des Halltales allgemein »beim Ferdinand« genannt wird. Benannt nach dem Ferdinandstollen, der zur Zeit der Bayernherrschaft 1808 als unterster (und neuester) Stollen des gesamten Salzbergbaues auf einer Seehöhe 1334 m angeschlagen wurde. Aus dieser Zeit kommt auch der »Glück auf!«-Gruß der Bergleute, den wir also von den ehemaligen bayrischen »Feinden« übernommen haben.
Wir erfuhren von der »Bruderlade«, einer sehr alten »Sozialversicherung« für die Bergbau- und Salinenleute und deren Angehörige im Falle von Unfällen oder Krankheit.
Dass die Abwasserentsorgung aus dem Halltal teilweise recht problematisch ist.
Dass die »Tschanderer« den untersten Rang bei den Salzbergarbeitern innehatten. Sie waren für die einfachsten Arbeiten untertage eingesetzt.
Dass die Förderwägen (spurnagelgeführte kleine Holz-Kipper für den Transport von Gestein), die im Bergbau üblicherweise »Hunt« genannt wurden, in Absam »Garl« geheißen haben.
Dass die Herrenhäuser, die zuletzt im Jahre 1999 von der Lawine, die vom Törl heruntergekommen ist, stark beschädigt wurden »erst« um 1750 in der jetzigen Form entstanden sind.
Dass der Oberbergstollen auf 1608 Metern Seehöhe bereits 1272 aufgeschlagen wurde und damals noch »Schöpfwerke« für die Solegewinnung verwendet wurden (Sole wurde im Stollen in Zisternen angereichert, mittels Holzkübeln »geschöpft«, über Haspeln emporgezogen und dann zum Eindampfen ausgeleitet). Erst viel später bediente man sich der einfacheren »Sinkwerke«;
Dass im Issanger ein Letten (Lehm) vorkommt, der im Bergbau zur Verdämmung der »Wehre«, der Rohrverbindungen und anderen Abdichtungen verwendet wurde. Wie und mit welchen Werkzeugen das gemacht wurde, kann man sich im Absamer Gemeindemuseum ansehen.
Dass nach dem zweiten Weltkrieg die Wiederaufnahme der Postautolinie (1930 – 1938) von Hall bis zum Wasserberg oberhalb der Herrenhäuser beantragt wurde. Der Antrag wurde damals »vorläufig« zurückgestellt »da zur Zeit keine geeigneten Fahrzeuge zur Verfügung standen«. Der Antrag gilt streng genommen als wohl immer noch in Bearbeitung und wartet auf seine Erledigung.
Nachdem wir nach gut sechsstündiger Wanderung durch das Halltal am »Wasserberg« knapp unter dem Iss-Jöchl angelangt waren, konnten wir beim dortigen Brunnen noch »das kälteste Wasser von Absam« (ca. 3°C) genießen. Die Zeit mit Günter Amor und seinen Geschichten verging wie im Flug, und alle, die bei dieser Wanderung dabei waren, zeigten sich begeistert von seinem Wissen über dieses wunderschöne Stück Heimat.
Danke Günter! Im Namen aller, die dabei waren!
Absam, am 24. Juli 2011
Christian Neumann, Salzbergstraße 62