Hörspiel von Ror Wolf
Im Norden der USA entsteht in den 20er Jahren ein revolutionärer Sound, geprägt von schwarzen New-Orleans-Bands und jungen weißen Musikern: der Chicago-Jazz. Mittendrin der Kornettist Bix Beiderbecke (1903–1931), dessen kurzes intensives Leben Ror Wolf in seinem Hörspiel zum Thema macht: »Nicht gemästet« sei sein Spiel gewesen – treffender lässt sich der Charme seiner Soli nicht beschreiben.
Rätsel Aber Beiderbecke war bereits in seiner Zeit eine rätselhafte Erscheinung, da er ganz in Musik und unmäßigem Alkoholkonsum aufzugehen schien.
Louis Armstrong: »Er war ein cleverer Junge. Er kam herunter, um die Bands zu hören, und dann ging er heim und übte, was er gehört hatte … Egal wie gut sein Solo auch war, er war nicht besonders zufrieden damit. Er schien niemals zufrieden mit seiner Arbeit.«
Ironie Ror Wolf stellt daher in seinem Hörspiel den Zwang zur Psychologie in herkömmlichen Biographien ironisch in Frage – wenn beispielsweise die einzelnen Zeitzeugen erst dazu aufgefordert werden müssen, über Bix zu sprechen: »So war es, aber es war auch ganz anders.« Oder wenn die Hörspiel-Figur Beiderbecke im inneren Monolog dazu neigt, eben jene Erinnerungen der anderen mit einem leichthin gesagten »ach, überspringen wir diesen Teil« fortzuwischen.
Beschleunigung Das an spektakulären Ereignissen arme Leben Beiderbeckes wird im Hörspiel mit der Zeitgeschichte in Verbindung gebracht. »Er war Alkoholiker – und das zur Zeit der Prohibition, wo der Schnaps gepanscht war, schwarz gebrannt und doppelt giftig. Er ist mit 28 Jahren gestorben, er war eine kurze Zeit wirklich strahlend berühmt und ist dann verschwunden.« (Ror Wolf)
Vor allem im Schlussteil beschleunigt die wirtschaftliche Depression Ende der 20er Jahre die Kommerzialisierung des Chicago-Stils und die Paranoia und Zusammenbrüche Beiderbeckes und damit seinen Niedergang.
Hörspiel aus dem Jahr 1987 – mit Christian Brückner in der Titelrolle und Originalaufnahmen von Bix Beiderbecke – Regie Heinz Hostnig – Hörspielpreis der Kriegsblinden 1988 – 71 Minuten und Eintritt frei