Lesung mit Lothar Müller
Lothar Müller studierte Germanistik und Geschichte. Er war 1997–2011 Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Heute ist er Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Er unterrichtet an der Humboldt-Universität Berlin. 2012 hat er im Hanser Verlag »Weisse Magie – Die Epoche des Papiers« herausgebracht. Grundstoff moderner Zivilisation Man kann darauf drucken und schreiben, man kann es zerreißen, knicken und falten: Papier ist eine magische Substanz, die wie keine andere zur Entwicklung der modernen Welt beigetragen hat. Als Wechsel und Papiergeld war es unentbehrlich für die Ökonomie. Als Briefpapier wurde es zum Schauplatz der modernen Seele, als Zeitungspapier zum Schauplatz der Politik.
Vernetzung Das Papier ist älter als die Druckerpresse, und es war nicht nur in gedruckter Form das große Vernetzungsmedium in der Herausbildung der modernen westlichen Zivilisation. Tief hinab in die Geschichte der Papiergewinnung steigt Lothar Müller, er nimmt den Weg von China über Ägypten und Arabien, Nordafrika und via Spanien bis nach Europa, wo sich im 18. Jahrhundert in Lyon, Paris und Venedig, im 19. Jahrhundert auch in England die großen Papiermanufakturen etablierten. Bis die auf Stoffabfällen basierende Produktion zur Massenware des aus Holzfaser und Zellstoff hergestellten Papiers geworden war, hatten die bitterarmen Lumpensammler und bleichen Sortiererinnen, die Arbeiter an den Papiermaschinen viel zu leiden. Neue Medien Nicht der Buchdruck, sondern das Papier selbst ist aber auch Ausgangspunkt für Überlegungen zu alten und neuen Medien. »Wie in den fachübergreifenden Kulturwissenschaften inzwischen üblich, vereinigt Lothar Müllers Buch über Weiße Magie die Technik- mit der Wirtschaftsgeschichte, die Medien- mit der Literaturwissenschaft.« (taz) Eintritt frei