Eine Radiodokumentation über den Tiroler Bauernkrieg und Michael Gaismair
Utopia in Tirol … In Tirol entsteht vor 488 Jahren die politische Utopieeiner egalitären, aber geschlossenen Gesellschaft.
Der Jurist Michael Gaismair hatte in seinen Landesverfassungen Grundzüge eines totalen christlichen Staates formuliert.
Religionsmacht Seine politischen Forderungen lesen sich, mitten im Feudalismus formuliert, als aussagekräftige Beschreibung der Machtverhältnisse in Tirol: Gleichheit vor dem Gesetz und die Erstellung eines Gesetzbuches, Privilegienabbau der Adligen, Wahl der Richter und eine Besoldung, die sie von Strafeinnahmen unabhängig macht, Abschaffung der weltlichen Macht der Kirche, Wahl der Pfarrer durch das Volk, Abgaben an die Kirche nur für soziale Einrichtungen …
Tirol war um 1500 ein wirtschaftliches und technologisches Zentrum in Europa: In den über zweihundert Schwazer Stollen förderten tausende Knappen jährlich ca. 25 Tonnen Silber und 2.000 Tonnen Kupfer.
1525 hatten Knappen, Bauern und Bürger, wie Gaismair einer war, gegen die rückwärts gewandte Macht von Adel und Klerus in Tirol aufbegehrt. Das, was wir heute als Tiroler Bauernkrieg bezeichnen, wird in den habsburgischen Ländern zu einem »sozialen Systemkonflikt« (so der Historiker Jürgen Bücking ). Gaismair spielt dabei eine wichtige Rolle, nicht nur mit seiner im Schweizer Exil verfassten Landesordnung, in der für Obrigkeiten wiedie Habsburger kein Platz mehr sein sollte.
Die Radiocollage, die im Titel Anleihe bei Georg Büchners Hessischem Landboten nimmt, versucht – jenseits der politisierenden Verwertung und Verklärung Gaismairs in Literatur (von Kranewitter bis Mitterer) und Politik (vor allem durch die Nationalsozialisten) – die verwickelten Ereignisse um das Jahr 1525 und die unterschiedlichen Interessen in diesem kämpferischen, aufbegehrenden Konflikt zu rekonstruieren.Text, Regie und Musik von Bert Breit.
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