Vortrag von Christian Neumann
Wie wichtig der Sudprozess für den Salzhandel bereits im 18. Jahrhundert gewesen ist, zeigt eine Beschwerde aus der Schweiz bei den härtesten Konkurrenten des Haller Salzes auf diesem so wichtigen Markt:
1777 reichte Bern beim bayerischen Salzamt in Buchhorn am Bodensee eine Mängelrüge ein, beanstandete die Qualität des Reichenhaller Salzes und drohte, künftig zum Nachteil Bayerns mehr Salz aus Tirol zu kaufen.
Im Zentrum der Schweizer Mängelrüge stand die Reinheit des Salzes und damit der Sudprozess. Gewonnen wurde das Salz zwar im Berg, erzeugt wurde es aber in den Salinen in einem chemisch komplexen Siedevorgang, der großen Einfluss auf die Qualität des Salzes hatte.
Um 1710 hatte in Hall mit dem Bau der so genannten »Tschiderer-Pfanne« ein Modernisierungsprozess eingesetzt, an dessen Ende nicht nur ein neues Verfahren, sondern ein tatsächlich neues Salz stand: das Blanksalz. Die Sole aus dem Absamer Halltal wurde in diesem Tschiderer-Sudhaus in einer doppelten Pfanne, einer Vorwärm- und einer Hauptpfanne, gesotten.
Außerdem finden sich in diesem Sudhaus erste Ansätze, Energie zu sparen und effizienter zu nutzen. Der gesamte Herstellungsprozess – vom Einlaufen der Sole bis zum versandfertigen Produkt – konnte damit erstmals unter einem Dach zentralisiert werden.
Im 18. Jahrhundert brachte also die Verknüpfung zahlreicher innovativer Elemente – nicht die einzelne große Erfindung – beim Sieden des Salzes innerhalb weniger Jahre eine komplett neue Verfahrenstechnologie und damit ein völlig neues Salz auf den Markt.
Christian Neumann wird in seinem Vortrag die technische Entwicklung der Siede-Salzgewinnung in Hall ausgehend vom kürzlich gefundenen Modell der Tschiderer-Pfanne aus dem Jahr 1774 bis ins 20. Jahrhundert verfolgen …
Eintritt frei