Ein Schiflieger-Filmabend mit Toni Innauer
Nach dem Film: Gespräch mit Toni Innauer.
»Die grosse Ekstase des Bildschnitzers Steiner« ist ein früher Dokumentarfilm von Werner Herzog über den in den 1970er Jahren seine Konkurrenz weit überragenden Schweizer Schiflieger Walter Steiner.
Herzog zeigt Steiner als einen Menschen, der ganz genau um den tagtäglichen Selbstbetrug, der sportlichen Spitzenleistungen vorausgeht, weiß.
»Die Schiflieger hören es nicht gerne, wenn man von Angst spricht. Sie sprechen von Respekt vor der Anlage oder von was weiß ich. Nur nicht von Angst«, sagt Steiner und lacht.
Kein Kumpelton
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb 1975 über Herzogs Film:
»Nichts ist zu hören von jenem unsäglichen Kumpelton, mit dem üblicherweise Sportmoderatoren ihre Gesprächspartner duzend zu konfrontieren pflegen. Er beläßt Steiner die Aura, die einem Menschen, der Ungewöhnliches leistet, zukommt. Und Herzog kann es sich leisten, die Konstruktionsprinzipien seines Films offenzulegen, Kamerapositionen, Zeitlupentechnik zu erklären, ohne daß die Faszination seiner Reportage leidet. Denn die kommt nicht von der technischen Perfektion, sondern von einem Menschen, an dessen Schicksal wir Anteil nehmen.«
Vogelmensch
Nach einem Sturz im – damals noch jugoslawischen – Planica, wo der Film bei der ersten Schiflug-Weltmeisterschaft 1972 gedreht wurde, kann der Zuschauer nachvollziehen, wie Steiner schlagartig in den Selbsterhaltungsmodus wechselt.
Steiner springt unmittelbar nach dem Unglück ein zweites Mal.
»Wenn ich nicht gesprungen wäre, hätte ich eine große Angst bekommen vor dem Schifliegen. Sobald ich wieder einen Sprung gestanden hatte und wusste, dass es geht … dann war das die Rettung für mich«, sagt Steiner in Herzogs Kamera, die Stirn noch blutverschmiert.
Walter Steiner gewann den Wettbewerb schließlich in fast absurder Überlegenheit. Herzog vermerkte es als Randnotiz. Noch heute kennt man Walter Steiner in der Schweiz unter seinem Spitznamen: »Der Vogelmensch«.
Eintritt frei