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Hippolytus Guarinoni – der große Kommunikator

Ein Vortrag

Ein Vortrag

Freitag 5. Dezember 20 Uhr
Samstag 6. Dezember 16 Uhr
Sonntag 7. Dezember 16 Uhr

Schon seine Zeitgenossen stöhnten über die ausgreifenden Aktivitäten des Haller Arztes Hippolyt Guarinoni: »Mein Gott, was hebt der guete Dr. Guarinoni nit an. Wäre wohl besser er bleibe bey seiner Facultät«, meinte etwa der Jesuit P. Zeisler, ein Zeitgenosse Guarinonis.

Oft ist schon zu seinen Lebzeiten (1571–1654) vom übertriebenen Eifer des Aktivisten der Gegenreformation die Rede, denn die öffentliche Leidenschaft Guarinonis galt der allumfassenden Befestigung des Katholizismus, was ihm die Gunst der konservativen Kreise in Tirol, aber auch schroffe Abneigung des Stadtrates und vieler Bürger von Hall eintrug.

Guarinoni beschränkte sich aber nicht nur auf streitbare Schriften, 1611 denunzierte er den aus Bozen stammenden Anhänger der Medizinschule des Paracelsus Adam Haslmayr beim Tiroler Landesfürsten Erzherzog Maximilian.

Haslmayr lebte zu dieser Zeit in Heilgkreuz und genoss die Unterstützung des Haller Bürgermeisters. Die Auseinandersetzung über die richtigen Lehren zwischen Guarinoni und Haslmayr endete damit, dass Haslmayer für Jahre auf einer Galeere in Genua landete.

Aktivist der Gegenreformation

Der aus dem Trentino stammende Arzt betätigte sich als Arzt des Königlichen Stiftes in Hall, als Physikus der Stadt Hall, als Pestarzt, als Berater zweier Erzherzoginnen, als Spitalsverwalter, als Schriftsteller, als Kirchenbauer, als Bergsteiger, Botaniker, als Wallfahrer und Pilger, als Reliquienlieferant, als Veranstalter öffentlicher geistlicher Spiele und Umzüge, als Maler und Mathematiker.

Bis ins 20. Jahrhundert wirksam war seine »Begründt History der Marter deß Haillig vnschuldigen Kindtß Andree von Rinn«, eine von Guarinoni ohne jede historische Grundlage nach dem Muster des Simon von Trient konstruierte den katholischen Antijudaismus transportierende Ritualmordlegende.

Dieses wirkunsgmächtige Konstrukt bestätigt den in der modernen Literatur zentralen Aspekt von Guarinonis Wirken: die starke Einengung aller von ihm behandelten Probleme allein auf einen moralischen Aspekt.

Blinde Gläubigkeit

Jürgen Bücking fügte dem in seiner 1968 erschienen Studie »Kultur und Gesellschaft in Tirol um 1600« noch folgende Charakteristika Guarinonis hinzu: die blinde Gläubigkeit gegenüber allen kirchlichen Legenden und gegenüber aller literarischen Tradition, gleich welcher Art, die mangelnde Fähigkeit, die Vergangenheit aus ihrem Anders-Sein heraus zu begreifen und ein eklatanter Mangel an Reflexion und Relativierung.

Trotzdem lohnt sich ein Blick auf seine Arbeiten …


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