Original-Tondokumente der Nürnberger Prozesse 1945/46
Freitag 7. August 19 Uhr
Samstag 8. August 19 und 20 Uhr
Sonntag 9. August 16 und 17 Uhr
Programm
Freitag 7. August 19 Uhr
Knechtschaft – Zwangsarbeit:
Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz Fritz Sauckel
Thema dieses Verhörs sind u. a. Haftlager für Zwangsarbeiter wie das „Arbeitserziehungslager“ Innsbruck-Reichenau.
Dauer: 60 Minuten
Samstag 8. August 19 Uhr
Machtausdehnung – Angriffskrieg:
Wehrmachtsgeneral/Kommandeur der 6. Armee Friedrich Paulus
Dauer: 60 Minuten
Samstag 8. August 20 Uhr
Ausrottung – Endlösung:
SS-Hauptsturmführer Dieter Wisliceny
Der Fall des für die Deportation der slowakischen, griechischen und ungarischen Juden an entscheidender Stelle zuständigen Dieter Wisliceny, der nach seiner Aussage im Nürnberger Prozess an die tschechoslowakische Regierung ausgeliefert und 1948 in Bratislava hingerichtet wurde, zeigt eindrucksvoll, wie kritisch diese Aussagen im Nachhinein gewertet werden müssen.
Sonntag 9. August 16 Uhr
Geld – Verflechtung der Wirtschaft:
Reichsbankpräsident Walther Funk
Dauer: 60 Minuten
Sonntag 9. August 17 Uhr
Recht – Verantwortung der Juristen:
Justizminister/Staatssekretär Franz Schlegelberger
Dauer: 60 Minuten
In einer Kritik der am kommenden Wochenende im Gemeindemuseum Absam zu hörenden Radio-Dokumentation heisst es: „Das inhaltlich wie sprachlich Ausweichende in den Antworten der einstigen NS-Granden ist zugleich das verbindende Element nahezu aller Aussagen. Passivisch und refelexiv konstruierte Sätze, arm an Handlunsverben dort, wo es um die eigene Rolle geht, lebhaft dann, wenn die Schuld an andere, zumeist verstorbene oder verschollene Funktionsträger weitergereicht wird.“
Am 20. November 1945 begann im Saal 600 des Nürnberger Justizpalastes der Prozess gegen die noch lebende Führungsriege des Dritten Reiches. Auf der Anklagebank saßen 21 hochrangige Nationalsozialisten, die der Verschwörung gegen den Weltfrieden sowie der Planung, Entfesselung und Durchführung eines Angriffskrieges beschuldigt wurden.
In Washington lagerten über Jahrzehnte zahllose ungeordnete Tonbänder von den Vernehmungen der Angeklagten und Zeugen. Der Hörspielregisseur Ulrich Lampen hat zusammen mit Peter Steinbach, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Karlsruhe, im Jahr 2005 das umfangreiche Audio-Material zu einer Radio-Dokumentation für den deutschen Südwestfunk verdichtet.
Weitergabe von Schuld und Verantwortung
Die Aussagen und Erklärungen der in der achtteiligen Radiosendereihe dokumentierten Vernehmungen von vier Angeklagten und vier Zeugen unterscheiden sich in vielen Einzelheiten, doch allen gemeinsam ist das Ableugnen von persönlicher Schuld und Verantwortung. Was nicht in den zahllosen Gedächtnislücken verschwunden ist, wird rundheraus abgestritten. Von besonderem Interesse sind jene Passagen, in denen die nationalsozialistischen Verbrechen freimütig zugegeben, die Verantwortung aber an vermeintlich übergeordnete Stellen delegiert wird.