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  • Im Tal der Jeans – Nähen für Fälscher

    2015-05-18

    Im Tal der Jeans – Nähen für Fälscher

    Eine Reportage aus Novi Pazar

    Im »Tal der Jeans« in einer serbischen Jeansfabrik arbeitete Muhamed Beganovic undercover.

    Seine Reportage Nähen für Fälscher zeigt exemplarisch, wie die Jeans-Piraterie auf dem Balkan funktioniert:

    »Die Manufaktur sieht von aussen unauffällig aus. Sie ist versteckt in einem ehemaligen Lebensmittelladen mit rostigen Eisenstangen an den Fenstern. Ich sperre die Tür hinter mir zu. Der Raum ist gute zwanzig Meter breit, zehn Meter lang und sieht deprimierend aus. Weiss gestrichene, nackte Wände, von denen der Verputz bröckelt. Es gibt kein natürliches Licht, denn die Fensterscheiben sind mit Papier tapeziert.

    In meiner Zeit hier bin ich zum Experten fürs Knopfloch-Nähen avanciert. Die elektrische Nähmaschine an meinem Arbeitsplatz war irgendwann bestimmt weiss, mittlerweile hat sie eine gelbliche Farbe. Sie steht auf einem schmutzigen Tisch voller Risse, Kratzer und kleiner Löcher.

    Ich sitze auf einem alten Schulsessel aus Sperrholz, ohne Rückenlehne. Wozu auch?, fragte mein Chef Denis spöttisch. Ich würde ohnehin den ganzen Tag über die Maschine gebeugt verbringen. Meine Kollegen sitzen auf ähnlich monströsen Sesseln oder auf ausgedienten Ikea-Küchenhockern.

    Ein paar haben Sitzkissen von zu Hause mitgenommen. Ich wusste zuerst nicht, wozu die gut sein sollen, bis ich mir am allerersten Arbeitstag eine schlimme Steissbeinentzündung holte. Das passiert, wenn man zu lange auf einem Möbelstück sitzt, welches ebenso gut für Folterzwecke verwendet werden könnte.

    Neben dem Tisch liegt ein kleiner Berg Jeans von gestern. Jedes Paar kriegt ein Loch. Es ist die leichteste Aufgabe im Haus, und ich mache sie wirklich gerne.«

    Eintrittfrei

  • Undercover bei den Nazis 1923

    2015-05-08

    Undercover bei den Nazis 1923

    Chris Pichler liest Paula Schlier

    Reservierung erbeten
    0 676 / 84 05 32 700

    Nach der Befreiung im Mai 1945 wollten viele schon immer »dagegen« gewesen sein oder »nichts gewusst« haben.

    Eine Frau, die bereits in den 1920er Jahren über die NSDAP geschrieben hat, spionierte sie einfach aus: 1923 schleicht sich die junge Paula Schlier beim »Völkischen Beobachter« ein, als Stenotypistin.

    Mit Pomp und Gewalt

    Paula Schlier verfasste Mitte der Zwanziger Jahre eine Reihe von Artikeln für den Nürnberger Anzeiger, in denen sie sich – noch vor der Veröffentlichung von »Mein Kampf« im Jahr 1925 – vehement gegen den aufkeimenden Nationalsozialismus wandte: dieser veräußerliche, verwildere, verrohe das nationale Gefühl, gestikuliere, schwätze, schreie, komme mit Pomp und Gewalt daher.

    Vor allem kritisierte sie auch den Antisemitismus: »Antisozial ist es, wenn man so maßlos ungerecht – und nebenbei dumm ist, daß man einen seit Jahrhunderten im Volk eingewurzelten Volksstamm nicht nur mit der Alleinschuld an unserem Elend belastet, sondern ihn auch in einer direkt kindisch anmutenden Weise dafür bestrafen will!«

    Die Schreiberin gehört zur Maschine

    Um Material zu sammeln, begann sie 1923 beim Völkischen Beobachter als Stenotypistin zu arbeiten. Niemand fragte sie nach ihrer politischen Einstellung:

    »Die Meinung einer Stenotypistin in einer großen Redaktion ist völlig gleichgültig, die Schreiberin gehört zur Maschine, sie hat nur eine Funktion: die der Bedienung von Hebel und Taste.«

    Die Konsequenzen nicht bedenkend, veröffentlichte sie ihre dabei gesammelten Erfahrungen 1926 in der sozialdemokratischen Münchener Post. Alfred Rosenberg schrieb darauf einen Revancheartikel im Völkischen Beobachter.

    Nach dem Diktat der Zeit

    Als Arbeitslose lernte sie 1925 Ludwig von Ficker kennen, der ihr literarisches Talent erkannte. Ihr erstes Buch »Petras Aufzeichnungen. Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit« erschien 1926 in Innsbruck. Darin konnte man auch ihre Reportage über die »Redaktion der Patrioten« lesen …

    1942 verhaftet die Gestapo Paula Schlier. Nach mehreren Wochen Einzelhaft wird sie in eine Nervenheilanstalt bei München eingeliefert. Ein befreundeter Arzt verhilft ihr zur Entlassung. Sie kann untertauchen und kommt auf Vermittlung Ludwig von Fickers ins Zufluchtshaus der Barmherzigen Schwestern in Hall.

    Chris Pichler

    Chris Pichler lebt in Wien und Berlin, spielt an den renommierten deutschsprachigen Bühnen in Berlin, Wien, Frankfurt, Köln, Weimar. Die mehrfach mit Preisen ausgezeichnete österreichische Schauspielerin verfügt über ein großes Charakterrollenrepertoire, dessen Bandbreite von der Klassik bis zur Moderne reicht.

  • Lesung mit Livemusik

    2015-04-25

    Lesung mit Livemusik

    zur Geschichte des Radsports

    good vibes und schweiss der götter

    In seiner Geschichte des Radsports (Der Schweiß der Götter) beschreibt Benjo Maso wie bereits um 1900 – also lange vor dem Fernsehen – der Radsport zum in den Sportblättern ausgbereiteten Drama werden musste:

    »Was die Leser von Sportblättern fasziniert, ist nicht der Rennverlauf als solcher, sondern die Art und Weise, wie er beschrieben wird. Evert Straat, der jahrelange Schachredakteur der niederländischen Tageszeitung de Volkskrant, hat einmal gesagt, dass Homer das große Vorbild eines jeden Sportjournalisten sein müsse: ein Dichter, der aus einem Streit zweier Räuberbanden um eine Hure ein unsterbliches Epos zu machen verstand.« 

    knüppelausdemsack

    In den Anfängen des Radsports passierte daher Unglaubliches : um die Gegner zu schwächen, wurden massenweisen Scherben und Nägel auf die Strecke gekippt. Andere unliebsame Konkurrenten wurden schon mal von »Fans« mit Knüppeln auf der Strecke angegriffen. Fahrern wurde vorgeworfen, sich mit Korken im Mund an Drähten von Autos ziehen zu lassen … Aber dazu mehr in der ersten Etappe des Abends.

    würgenamhals

    In der zweiten Etappe geht es dann um das »patentirt« gesittete Radfahren in Tirol um 1900 – so heißt es im 1896 erschienen Radtourenbuch von Tirol: »Bezüglich Umhängen des Rockes [ beim Radfahren ist gemeint ] ist es sehr empfehlenswert, um das lästige Würgen am Hals zu vermeiden, die Rockriegel an die Hosenträger auf den vorderen Schulterseiten anzuknüpfen.« 

    livevibes

    Zum Schweiß der Götter und zum Würgen der Rockriegel spielt der Jazzmusiker Matthias Legner live am Vibraphon.

    eintrittfrei


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
kontakt@absammuseum.at

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