Der Todesmarsch Ende April 1945 in Seefeld
Vortrag
FR 17. Juli 20 Uhr
mit Mag. Albert Knoll
von der Gedenkstätte Dachau
SA 18. Juli 16 Uhr
SO 19. Juli 16 Uhr
Hörabend
SO 19. Juli 20 Uhr
»Der Todesmarsch 1945
über die Eisenstraße nach Mauthausen.«
Ein Radio-Feature von Bert Breit (2000)
Ende April 1945 zwang die SS im KZ Dachau Tausende Häftlinge das Lager Richtung Tirol zu verlassen. Die Organisatoren dieser Todesmärsche Richtung Süden hatten das Massensterben eingeplant:
Die Wachmannschaften und Transportbegleiter erhielten den Befehl, sowohl Flüchtende als auch Nichtmarschfähige zu erschießen.
Die Realität dieser Todesmärsche verschleiernd hat die NS-Bürokratie diese Züge von ausgemergelten, hungernden und geschwächten Gefangenen »Evakuierungstransporte« genannt.
Seefeld/Mösern
Mindestens einer dieser »Transporte«, mit denen Häftlinge vor den anrückenden amerikanischen Truppen aus Dachau fortgeschafft werden sollten, erreichte am 28. April den Bahnhof Seefeld.
Schon während der dreitägigen Bahnfahrt starben zahlreiche der ca. 1700 jüdischen Häftlinge dieses »Transports«. Begleitet wurde dieser »Todeszug« von ungefähr 100 SS-Wachposten. Ziel dieses Transports war offenbar die Gegend um Ötztal.
Da die Eisenbahnverbindung Seefeld–Innsbruck nach alliierten Luftangriffen unterbrochen war, zwangen die Bewacher die KZ-Häftlinge aus dem Zug, sie sollten zu Fuß über Mösern und Telfs nach Ötztal getrieben werden.
Gauleiter Hofer hatte aber dem Gendarmerieposten Seefeld den Befehl gegeben, den Zug wieder zu sammeln und von Seefeld nach Bayern zurückzutransportieren. Kurz vor Kriegsende wollte die Gauleitung offenbar nicht noch in die Endphase des Holocaust verwickelt werden.
Trotzdem begann die Wachmannschaft, die Häftlinge noch am Abend des 28. April von Seefeld nach Mösern zu treiben.
Der Historiker Stefan Dietrich schreibt: »Dann begann für die völlig entkräfteten Männer ein Leidens- und Todesmarsch. In Kolonnen marschierten die Häftlinge nach Mösern, das sie noch am Abend des 28. April erreichten. In dem kleinen, zur Gemeinde Telfs gehörenden Bergdorf, verbrachten sie in Heustadeln und unter freiem Himmel die Nacht. Augenzeugen erinnern sich an den schrecklichen Anblick, den die total entkräfteten, völlig ausgemergelten und zum Teil schwerkranken Gefangenen boten. Mehrere von ihnen hatte der nur wenige Kilometer lange Marsch so angestrengt, dass sie unterwegs bzw. in Mösern starben.«
Tod am Wegrand
Einer der Zusammengebrochenen war Josef Markovsky aus Radom. Schon am nächsten Tag jedoch, dem Befehl von Gauleiter Hofer entsprechend, zwingt die SS-Wachmannschaft die Häftlingskolonne zurück nach Seefeld, um sie über die Grenze nach Bayern »abzuschieben«.
Stefan Dietrich: »Zahlreiche Häftlinge waren jedoch in einem so erbärmlichen Zustand, dass sie auf Pferdegespannen und Karren transportiert werden mussten, die örtliche Bauern zur Verfügung stellten. […] Auch auf dem Rückweg nach Seefeld brachen zahlreiche Gefangene zusammen und starben am Wegesrand. Diese Toten wurden später von Möserer Bauern aufgesammelt und am Weg nach Seefeld begraben.«