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  • »Auf dem Weg tote Juden, die an Schwäche gestorben waren«

    2015-07-17

    »Auf dem Weg tote Juden, die an Schwäche gestorben waren«

    Der Todesmarsch Ende April 1945 in Seefeld

    Vortrag
    FR 17. Juli 20 Uhr
    mit Mag. Albert Knoll
    von der Gedenkstätte Dachau

    SA 18. Juli 16 Uhr
    SO 19. Juli 16 Uhr

    Hörabend
    SO 19. Juli 20 Uhr
    »Der Todesmarsch 1945
    über die Eisenstraße nach Mauthausen.«
    Ein Radio-Feature von Bert Breit (2000)

    Ende April 1945 zwang die SS im KZ Dachau Tausende Häftlinge das Lager Richtung Tirol zu verlassen. Die Organisatoren dieser Todesmärsche Richtung Süden hatten das Massensterben eingeplant:

    Die Wachmannschaften und Transportbegleiter erhielten den Befehl, sowohl Flüchtende als auch Nichtmarschfähige zu erschießen.

    Die Realität dieser Todesmärsche verschleiernd hat die NS-Bürokratie diese Züge von ausgemergelten, hungernden und geschwächten Gefangenen »Evakuierungstransporte« genannt.

    Seefeld/Mösern

    Mindestens einer dieser »Transporte«, mit denen Häftlinge vor den anrückenden amerikanischen Truppen aus Dachau fortgeschafft werden sollten, erreichte am 28. April den Bahnhof Seefeld.

    Schon während der dreitägigen Bahnfahrt starben zahlreiche der ca. 1700 jüdischen Häftlinge dieses »Transports«. Begleitet wurde dieser »Todeszug« von ungefähr 100 SS-Wachposten. Ziel dieses Transports war offenbar die Gegend um Ötztal.

    Da die Eisenbahnverbindung Seefeld–Innsbruck nach alliierten Luftangriffen unterbrochen war, zwangen die Bewacher die KZ-Häftlinge aus dem Zug, sie sollten zu Fuß über Mösern und Telfs nach Ötztal getrieben werden.

    Gauleiter Hofer hatte aber dem Gendarmerieposten Seefeld den Befehl gegeben, den Zug wieder zu sammeln und von Seefeld nach Bayern zurückzutransportieren. Kurz vor Kriegsende wollte die Gauleitung offenbar nicht noch in die Endphase des Holocaust verwickelt werden.

    Trotzdem begann die Wachmannschaft, die Häftlinge noch am Abend des 28. April von Seefeld nach Mösern zu treiben.

    Der Historiker Stefan Dietrich schreibt: »Dann begann für die völlig entkräfteten Männer ein Leidens- und Todesmarsch. In Kolonnen marschierten die Häftlinge nach Mösern, das sie noch am Abend des 28. April erreichten. In dem kleinen, zur Gemeinde Telfs gehörenden Bergdorf, verbrachten sie in Heustadeln und unter freiem Himmel die Nacht. Augenzeugen erinnern sich an den schrecklichen Anblick, den die total entkräfteten, völlig ausgemergelten und zum Teil schwerkranken Gefangenen boten. Mehrere von ihnen hatte der nur wenige Kilometer lange Marsch so angestrengt, dass sie unterwegs bzw. in Mösern starben.«

    Tod am Wegrand

    Einer der Zusammengebrochenen war Josef Markovsky aus Radom. Schon am nächsten Tag jedoch, dem Befehl von Gauleiter Hofer entsprechend, zwingt die SS-Wachmannschaft die Häftlingskolonne zurück nach Seefeld, um sie über die Grenze nach Bayern »abzuschieben«.

    Stefan Dietrich: »Zahlreiche Häftlinge waren jedoch in einem so erbärmlichen Zustand, dass sie auf Pferdegespannen und Karren transportiert werden mussten, die örtliche Bauern zur Verfügung stellten. […] Auch auf dem Rückweg nach Seefeld brachen zahlreiche Gefangene zusammen und starben am Wegesrand. Diese Toten wurden später von Möserer Bauern aufgesammelt und am Weg nach Seefeld begraben.«

  • Vals 1941–1945

    2015-07-10

    Vals 1941–1945

    Molybdän und Zwangsarbeit auf 2.900 Metern Seehöhe

    800 Fotos

    Im Mai 1942 kommen im Tiroler Valsertal 59 so genannte »Ostarbeiter« an. Zwei Jahre später, Ende 1944, arbeiten im Valsertal über 250 Zwangsarbeiter. Sie errichteten im abgelegenen Seitental des Tiroler Wipptals bis zur Befreiung 1945 nicht nur einen »state-of-the-art« Molybdän-Bergbau, sondern auch die dafür im Hochgebirge notwendige Infrastruktur.

    Mehr als 20 Millionen Menschen aus fast ganz Europa mussten während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeit im Deutschen Reich oder den besetzten Ländern leisten.

    Das nationalsozialistische Deutschland hatte den Krieg lange geplant und vorbereitet. Sein Ziel war die Unterwerfung und Ausbeutung Europas. Dafür wurden die besetzten Gebiete ausgeplündert und Millionen Männer, Frauen und Kinder in das Deutsche Reich verschleppt.

    Leerstelle

    Wenn Sie sich für die Zwangsarbeit im Valsertal interessieren, dann müssen Sie entweder die internationale Wanderausstellung »Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg« besuchen (bisher in Berlin, Warschau, Moskau und Prag zu sehen), oder Sie müssen sich die Kistenvitrine zu diesem Thema auf dem Pfitscherjoch ansehen. In Vals bleib diese Geschichte bisher unsichtbar …

    Mentalitätsgeschichte

    Im Zuge der Recherchen zum Bergbau auf der Alpeiner Scharte sind rund 800 historische Fotos von diesem Projekt aufgetaucht.

    Mehrheitlich dokumentieren die Fotos den Baufortschritt und technische Aspekte dieses außergewöhnlichen Projektes. Unvermeidlich kommen auf diesen Fotos auch die extremen Arbeitsbedingungen ins Blickfeld. Ein kleiner Fotobestand dokumentiert ausschließlich auf Gruppen- und Einzelportraits die Lebensumstände von Zwangsarbeitern jenseits ihres Arbeitsplatzes.

    Im Vortrag (mit den Simino-Rossi-freundlichen Beginnzeiten am Samstag und Sonntag!) geht es um diesen Fotobestand.

    Eintrittfrei

  • Hippolyt Guarinoni

    2015-07-03

    Hippolyt Guarinoni

    und die Konstruktion der Ritualmordlegende von Rinn

    FR 3. Juli um 20 h
    SA 4. und SO 5. Juli um 16 h

    Wahnglauben …

    »Die von Seiten der Christen seit dem 12. Jahrhundert gegen Juden erhobene Blutbeschuldigung wird gerne als Ausgeburt dumpfen Aberglaubens ›des Volkes‹ angesehen.

    In Wirklichkeit steht sie in enger Beziehung zu subtilen theologischen Erörterungen des Hochmittelalters […].

    In katechetischen Beispielerzählungen wurden angebliche Hostienschändungen oder Verunehrungen konsekrierten Weins zunächst ›schlechten Christen‹ und kleingläubigen Priestern zum Vorwurf gemacht.

    Später unterschob man dann diese ›Religionsverbrechen‹ den ›ungläubigen Juden‹.« (Georg R. Schroubek)

    Mittelalter

    Kein Wunder also, dass der wahrlich mittelalterliche Intellektuelle Hippolyt Guarinoni in Hall um 1620 die ihm aus seiner Heimat Trient bekannte Ritualmordlegende des Simon von Trient aus dem Jahr 1475 für Nordtirol adaptierte.

    Er konstruierte alle Bestandteile eines kultstiftenden »Ritualmordes« für Rinn, waren es doch gerade Reliquien, also materielle »Zeugnisse« ( Geburtshaus, Grab, Gebeine, der Stein ), welche die erstaunliche Konstanz dieses Wahnglaubens über Jahrhunderte hin bewirkten.

    Vergessen

    Heute, 30 Jahre nach der endgültigen Beseitigung dieser »Zeugnisse« durch Bischof Stecher im Jahr 1985 – offiziell aufgehoben wurde der Anderl-Kult bereits 1961 – ist vieles vergessen. Das Hotel neben der Kirche in Rinn verwaist.

    Vergessen ist aber auch, dass um 1910 bereits einer der frühen Innsbrucker Rabbiner, Dr. Josef Sagher, in Zeiten der Hochblüte des politischen Antisemitismus umfangreiche Initiativen von Tirol bis Rom setzte, die bildlichen Darstellungen des »Ritualmordes« in der Kirche in Rinn beseitigen zu lassen, um diesem »Zustand von Wahnvorstellungen ein Ende zu machen«. …

    Eintritt frei


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
kontakt@absammuseum.at

Kontoverbindung
Museumsverein Absam
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