Radiofeature von Bert Breit
Freitag 26. Feb 20 h
Sa 27. und So 28. Feb 16 h
Vom Wohnzimmer aus
Hedwig und Agnes, 1912 und 1917 geboren, haben kaum jemals ihren Tiroler Geburtsort Imst verlassen.
Dennoch wissen sie viel von der Welt und machen sich ihren eigenen höchst eigenwilligen Reim auf die ungeheuren politischen, sozialen und religiösen Veränderungen, die sich zwischen 1918 und 1988 »da draußen« zugetragen haben.
»Vom Wohnzimmerfenster aus haben wir immer auf die Hauptstraße hinuntergeschaut, das war unser Fernseher«, sagen die beiden Schwestern.
Was sie beobachtet haben, ordnen sie in ein Weltbild ein, das von einer gleichermaßen hohen wie unkonventionellen Moral geprägt ist.
33 Stunden
Im konkreten Fall sprach Bert Breit mehr als 33 Stunden mit Hedwig und Agnes, die meiste Zeit verbrachte er am Tisch in der Küche der beiden alten Frauen, alle tranken Tee und aßen Süßigkeiten, bis nicht mehr allein die Forschere der beiden den Ton angab, sondern auch die Scheuere es wagte, mit ihren Versionen der gemeinsamen Geschichten aus der Deckung zu kommen.
… Die eine erzählt, warum ihre Schwester und sie als Jungfrauen alt geworden sind. Unberührt beide, aber nur eine ungeküsst. Denn die andere hatte sich in der Besatzungszeit in einen marokkanischen Soldaten verliebt, es fehlte nicht viel, und man hätte Hochzeit gefeiert, aber dann kam es eben doch nicht dazu. Agnes und Hedwig reden über ihre Mutter, die dem Vater nach acht Kindern kein weiteres mehr gebären wollte und deshalb kategorisch ablehnte, ihm zu Willen zu sein, was die beiden Töchter mit unterschiedlich großem Verständnis erörtern.« (Christian Seiler)
Eintritt frei
Hedwig und Agnes
ORF 1988, 55 Minuten
Regie: Bert Breit
Technik: Günter Schranz
Sprecher: Günter Lieder