Führung und Film am »Hohen Frauentag«
Führungen
Montag, 15. August
um 16 und um 18 Uhr
Film
Montag, 15. August
um 20 Uhr
Eintritt frei.
Um 20 Uhr zeigen wir den Dokumentarfilm
»Dienstbotenleben. Knechte und Mägde in Tirol«
ORF 1977
Dauer: 57 Minuten
Kamera: Christian Berger
Buch und Regie: Bert Breit
Die frühe Fabriksarbeit war weiblich
1847 ist die jüngste Arbeiterin in der Absamer Textilfabrik gerade 12 Jahre alt. In den folgenden Jahrzehnten werden aber auch 10-jährige Mädchen bis zu 14 Stunden an den Spinnmaschinen arbeiten. Die beiden Absamer Bäche und die von der Arbeit am Salzberg und in der Saline geprägte Sozialstruktur der Bevölkerung machen Absam zu einem frühen Tiroler Fabriksstandort.
Fabriksarbeit im 19. Jahrhundert war überweigend Arbeit von Frauen und Mädchen. Die ab 1800 auch in Österreich gebauten Fabriken brauchen keine qualifizierten Arbeitskräfte. Im Gegenteil, je besser ein Betrieb mit Maschinen ausgestattet war, desto eher wurden Frauen und Kinder als billige Anlern-Arbeitskräfte eingesetzt. Bereits 1818 entsteht so am Amtsbach die Kapfersche Beinknopffabrik, in der bis zu 130 Frauen und Kinder arbeiten werden.
Arbeitserziehung
Aber schon der absolutistische Staat des 18. Jahrhunderts war ein Freund und Förderer der Frauen- und Mädchenarbeit. Noch vor der Einführung der Schulpflicht etabliert Maria-Theresia – heute oft als »wahre Mutter des Volkes« verklärt – ein System der Arbeitserziehung: In Spinnschulen sollten die zunehmend verarmenden Untertanen (Bettler- und »Landstreicherunwesen«) zur modernen Arbeit in der Fabrik erzogen werden.
Die harte Arbeit in den Manufaktren und später dann in den Fabriken war begleitet von einer »pädagogischen« Rechtfertigung: Fabriksherren sahen sich als Wohltäter und Menschenfreunde, da sie mit ihren Frauen- und Kinder-Arbeitsplätzen ein Leben jenseits von »Müssiggang« und »Laster« garantierten.
Fabrikskinder
Damit war eine moralische Position formuliert, die noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Verhältnisse garantierten, in denen »Fabrikkinder« selbstverständlicher Teil der »Fabrikspopulation« waren.
Noch die Berichte der Gewerbeinspektoren, die es in Tirol erst seit 1883 gibt, dokumentieren das Ausmaß der Kinderarbeit: In einer Seidenspinnerei arbeiteten unter 14-jährige Mädchen täglich 10,5 Stunden und in der Zündholzherstellung waren schon sechsjährige Kinder eingesetzt …
Dienstbotenleben
Ein Dokumentarfilm von Bert Breit aus dem Jahr 1977.
Zitate aus dem Drehbuch:
»Wir wissen wohl einiges über Bräuche, Sitten, Arbeits- und Lebensbedingungen der Bauern, fast nichts hingegen wissen wir über die Knechte und Mägde, die Fütterer, Rosser und Stadler, die Groß- und Kleindirn – über jenen Stand also, der von alters her bis in unser Jahrhundert herauf [= 20. Jahrhundert] den Großteil der bäuerlichen Arbeit auf Acker, Feld und Alm, im Wald, im Stall und auf dem Hof leistete.
Dienstboten wurden oft zu kirchlichen Festen, Andachten und Prozessionen geschickt – stellvertretend für die Bauersleute, weil es wichtig war, dass jemand vom Haus am kirchlichen Leben teilnahm. Religiöse Gemeinschaften (Bünde, Vereine etc.) konnten Dienstboten aber kaum bilden, da die Kommunikationsmöglichkeiten fehlten … «
Eintritt frei.