Nachrichten aus Absam 1816–1945
Mit Musik von Matthias Legner
Am 28. Oktober 1917 berichtete die in Bozen von 1907 bis 1918 erschienene Tageszeitung Der Tiroler unter der Überschrift »Im Bette erschossen« aus Absam:
»Am Montag abends hörte die Schwester des Gemeindehauses in Absam, in dem Zimmer, in welchem die beiden Pfründner Brüder Schmid schliefen, Lärm. Als sie nachschaute, stellte es sich heraus, daß sich der 76 Jahre alte Fritz Schmid im Bette erschossen hatte; er war bereits tot. Fritz Schmid war schon länger kränklich und dürfte sich aus Lebensüberdruß erschossen haben. Er war der Sohn des Knopffabrikanten Schmid in Absam und war selbst vor Jahren Besitzer einer Holzstoffabrik in Absam, verfügte früher über ein großes Vermögen. Durch verunglückte Spekulation büßte er sein ganzes Geld ein, so daß er seine alten Tage im Gemeindehause verbringen mußte. Tags vorher verschenkte er noch seine wenigen Habseligkeiten.«
Emotionsgeschichte
Dicke Schichten von Zeitungspapier hat Absam bereits in der Frühphase der österreichischen Mediengeschichte hinterlassen. Die Medienarchäologie Absam hat sich im Auftrag des Museums durch diese Ablagerungsschichten der Frühmoderne gegraben. Die Funde sind in zweifacher Hinsicht von Interesse:
Sie liefern einerseits exemplarische Fragmente von Information darüber, wie sich große Geschichte (Industrialisierung, Kampf gegen den k.k. Absolutismus) in einem kleinen Provinzort realisiert hat. Andererseits zeigen sie, was die im Entstehen begriffene Öffentlichkeit aufgewühlt hat. Somit kann mit diesen Absamer Ausgrabungen auch ein Beitrag zur Geschichte der Aufmerksamkeit und Erregung geleistet werden.
Emotionnational
Die historische Pressestunde am Nationalfeiertag mit ausgewählten Nachrichten aus der druckerschwarzen Geschichte des Dorfes wird von Matthias Legner musikalisch begleitet.
Eintrittfrei