Führung und Vortrag
Führung und Vortrag
Freitag, 9. 9. um 20 h ,
am Samstag, 10. und
am Sonntag, 11. 9.
um 16 h
Ein für den 1908 gegründeten »Radfahrerclub Absam« gemaltes Schild macht die Bedeutung, die das Fahrrad als erstes individuelles Massenverkehrsmittel hatte (das Pferd war der Arbeit und der Elite vorbehalten gewesen), sichtbar:
Der mit seiner Kappe grüßende Radfahrer nimmt in hohem Tempo Abschied von der Enge des Dorfes. Die Aussicht auf ein Ziel jenseits des immer Gleichen lässt ihn umso kräftiger in die Pedale treten – das bringt den Staub des Fahrweges eindrucksvoll zum Aufwirbeln.
Aber auch Arthur Canon Doyle hat die emotionale Bedeutung des Fahrrads plastisch beschrieben:
»Wenn du niedergeschlagen bist, wenn dir die Tage immer dunkler vorkommen, wenn dir die Arbeit nur noch monoton erscheint, wenn es dir fast sinnlos erscheint, überhaupt noch zu hoffen, dann setz’ dich einfach auf dein Fahrrad, um die Straße herunterzujagen – ohne einen Gedanken an irgendetwas anderes außer deinen wilden Ritt.«
Emotionsbestimmte Technik
Heute steht ein anderer Aspekt des Radfahrens im Zentrum. Viele sprechen davon, dass der Verkehr das Klima verändert. Die Geschichte des Fahrrads aber beweist, dass es auch anders herum gehen kann: Eine globale Klimaveränderung gab vor 199 Jahren den Anstoß zur Entwicklung dieses neuen, ganz besonders klimafreundlichen Verkehrsmittels: 1815 brach der Vulkan Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa aus.
Das durch die Eruption in die Erdatmosphäre gelangte Material bewirkte eine temporäre weltweite Wetterveränderung. Der Sommer des Jahres 1816, im Volksmund »Jahr ohne Sommer« genannt, war der kälteste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Auch Europa erlebte Ernteausfälle, Hungersnöte und Wirtschaftskrisen. Und ein Mann dachte über Mobiltät vor dem Hintergrund des schrumpfenden Pferdebestandes nach: Wie ließen sie sich ersetzen? Karl Freiherr von Drais präsentierte im Juni vor 199 Jahren in Mannheim sein »Velociped« – ein hözernes Laufrad mit lenkbarem Vorderrad.
Ausgebremst
Die Draisine galt jedoch rasch als »Symbol des Dandytums«, das vielerorts den Volkszorn erregte. Damit auf Gehwegen zu fahren, wurde verboten. Auf den schlechten Straßen machte das Zweirad angeblich die Pferde scheu. Das neue, aus heutiger Sicht ökologisch günstigste Transportmittel, wurde vom Neid ausgebremst. Ein schönes Beispiel für emotionsbestimmte Sozialkontrolle der Technik.
Führung und Vortrag
Am kommenden Wochenende erzählen wir im Gemeindemuseum Absam diese Geschichte auch anhand der beeindruckenden Objekte bei uns im Haus – darunter der Nachbau einer Draisine, ein doppelt gefedertes Whippet-Rad aus der Prä-Dunlop-Ära, das Gruppenfoto von der Gründungsversammlung des Radfahrerclubs Absam u. v. m. …
Eintritt frei