Vortrag von Dr.in Alexandra Weiss
Verordnete Unterordnung
Höchste Zeit, sich in der ehemaligen »Heiratsmühle« Absam mit der Geschichte der Eheratgeber zu befassen.
Naturgetreue Lebensgemeinschaft
Ein Bundesgesetz »über die Bekämpfung unzüchtiger Veröffentlichungen und den Schutz der Jugend gegen sittliche Gefährdung« trat in Österreich zwar erst 1950 in Kraft, der breite rotweissrote Kampf gegen den vom Gesetz gemeinten »Schmutz und Schund« war aber bereits 1945 eröffnet worden: einem männlichen Kulturpessimismus geweihte Einrichtungen wie Jugendschriftenkommissionen oder Filmbegutachtungsstellen hatten Konjunktur.
Und wie immer, wenn es öffentlich um Sittlichkeit und Moral geht, standen vor allem Frauen im Zentrum der kommissionellen Agitation. So stellte der Erfolgsautor Hans Wirtz in seinem Tirol-Bestseller (mit immerhin sechs Auflagen) »Vom Eros zur Ehe. Die naturgetreue Lebensgemeinschaft« bereits in den 1950er Jahren resigniert fest: »Verlobte haben es heute schwerer als früher, sauber in die Ehe zu gehen. Dies liegt nicht zuletzt an der veränderten öffentlichen Atmosphäre. Sie hat […] die Freiheit im Umgang der beiden Geschlechter beinahe unbegrenzt erweitert.«
Ziel all dieser (männlichen) Unruhe angesichts der Moderne war aber nicht nur eine Normalisierung und Stabilisierung hierarchischer Geschlechterverhältnisse, sondern auch eine Verkleinbürgerlichung der ArbeiterInnenschaft, die in den Augen der Sittenwächter als anfälliger für »Schmutz und Schund« galt als das situierte Bürgertum und der traditionell unbewegliche Bauernstand.
Eheratgeber
Der Vortrag von Alexandra Weiss konzentriert sich auf zwei Aspekte: Zum einen werden anhand von populären Eheratgebern die propagierten kulturellen Leitbilder zu Liebe, Ehe und Sexualität analysiert. Zum anderen wird aufgezeigt, wer mit dem Kampf gegen »Verwahrlosung« und sexuelle Grenzüberschreitung gemeint war …
Eintrittfrei
Alexandra Weiss, Mag. phil., Dr. phil. Politikwissenschafterin in Innsbruck
www.a-weiss.net