Berthold Seliger
Maestro Macht Musik
Obwohl man mit gutem Grund den Eindruck gewinnen könnte, dass in Tirol ausschließlich im Gerichtssaal über die Krise der klassischen Musik verhandelt wird, zeigt ein Blick über den Ortsrand hinaus, dass Sexismus, Selbstinszenierung, Lohndumping und Verwertung zur Kuschelklassik durchaus öffentlich diskutiert werden.
Einer der das 2017 mit einem Buch getan hat, ist Berthold Seliger, der in Berlin eine Konzertagentur betreibt. Faktenreich zeigt er in seinem Buch »Klassikkampf«, wie die klassische Musik immer mehr zum Refugium für gesellschaftliche Eliten – mit all ihren beschränkenden Folgewirkungen – wird:
»Zum Ritual erstarrt, verflacht und elitär: Die klassische Musik steckt in einer tiefen Krise. War sie zu früheren Zeiten ein subversiver Einspruch gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse, dominieren heute cleane Inszenierungen und grenzenlose Kommerzialisierung.«
Die Wiener Zeitung schrieb daher über sein Buch: »Seligers Klassikkampf ist nicht nur die Aufforderung zur Rückeroberung der Musik aus den Fängen von Konsum und Distinktionszwang, sondern auch ein leidenschaftliches Buch im doppelten Sinne: über das Schöne und das Schreckliche – was Musik verkommen und was sie erblühen lässt.«
Die Hoffnung, die ein Rezensent der Frankfurter Rundschau formuliert hat (»eines solchen Buches hat es bedurft – es empiehlt sich zur verpflichtenden Lektüre für jeden Kulturpolitiker«), wird sich zwar auch in Tirol nicht erfüllen, aber am 15. November um 19.30 Uhr besteht immerhin für Interessierte die Möglichkeit, den Autor, seine Positionen und sein Buch nach einer Performance der New Yorker Cellistin Mariel Roberts kennen zu lernen.
Eintrittfrei
Eine Veranstaltung von Tiroler Landesmuseen in Kooperation mit dem Gemeindemuseum Absam