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  • Die Weltbeschreibung des Leonhard Millinger aus Waidring

    2018-02-23

    Die Weltbeschreibung
    des Leonhard Millinger aus Waidring

    Ein Schlüssel zum Weltbild eines Bauern um 1800

    Vortrag von Dr. Peter Andorfer

    Ein Buch von Tirol und dem Rest der Welt

    Über das Tiroler Dorf Waidring und über 5000 andere Orte auf der ganzen Welt hat Leonhard Millinger (geboren 1750) auf über 1000 Seiten in seiner Weltbeschreibung geschrieben. Millinger, ein »Bauers Mann bein Poner zu Waidring in Landgericht Kitzbichel« hatte sein Wissen »miesam zusammengeschrieben und kurtz verfaßt, genommen aus hernach benannten Büchern alt und neuen Schriften, und eigener Erfahrnuß«.

    Und so lesen wir in seinem über 200 Jahre alten Buch über Sterne, den Himmel, Kirchengeschichte, die Elemente, Asien, Europa, Afrika und Amerika. Aber auch über Buchdruck und den Buchhandel hat er geschrieben:

    »Die Buch Truckerey in Deutschland hat ao: 1440 der Johann Gutenberg ein deutscher Ritter von Mainz und sein Mitconsort erfunden. Und würd neben mehr Orten in folgenden Städten Büecher getruckt, als zu Augspurg, Amberg, Burghausen, Bassau, Bruck, Chöln, Cholmar, Frankenau, Frankfurt, Ginzburg, Grätz, Innspruck, Ingol Stadt, Landssperg, Leipzig, Lucern, Minichen, Mainz, Pamberg, Passau, Salzburg, Würzburg, Weissenburg in Franken.«

    Lesekultur

    Diese Weltbeschreibung aus dem Tirol um 1800 ist nicht nur ein außergewöhnliches Zeugnis bäuerlicher Schreib- und Lesekultur, sondern liefert auch Antworten auf folgende Fragen:

    Was wusste ein Bauer aus Tirol im 18. Jahrhundert von der Welt, ihrer Geschichte und Geographie, ihren Bewohnern und deren Sprachen, Religionen, Sitten und Gebräuchen? Was konnte er wissen? Woher kamen die Informationen und wie ordnete und strukturierte er dieses Wissen?

    Aufgrund der thematischen Breite dieser Quelle kann Millingers Weltbeschreibung als Gradmesser bäuerlicher Weltvorstellungen, als Spiegel ländlicher, peripherer Wissensmöglichkeiten benutzt werden.

    In seinem Vortrag stellt Peter Andorfer diese Quelle vor, berichtet von den Schwierigkeiten im Umgang mit einem derartigen Werk und präsentiert die wichtigsten Erkenntnisse seiner Dissertation Die Weltbeschreibung des Leonhard Millinger. Ein Schlüssel zum Weltbild eines Bauern um 1800.

    Aus der Weltbeschreibung:

    Wo und wie gros die Höll Die Scribenden sagen einige, die Hölle sey den ersten, andere schreiben den dritten Tag von Anbegun der Welt erschaffen worden. Sie ist mitten in der Erd- oder Welt-Kugel. Von Erd-Boden biß Mitten der Höll – daß ist Mitl-Punct der Welt-Kugl – ist es 900 deutsche Meile. Die Höll ist 50 Meil hoch, und so viel breid und lang, die Peinen darin sind unbeschreiblich. Gott bewahre uns vor dieser.

    Eintritt frei

  • 99 Jahre nach der ersten freien Wahl 1919

    2018-02-16

    99 Jahre nach der ersten freien Wahl 1919

    Hörabend: Helmut Qualtinger liest Anton Kuh

    Freitag 16. Februar 20 Uhr
    Samstag 17. Februar 16 Uhr
    Sonntag 18. Februar 16 Uhr

    freiewahlen

    Die ersten freien und allgemeinen Wahlen (für Frauen und Männer) in Deutsch-Österreich haben am 16. Februar 1919 stattgefunden. Der Allgemeine Tiroler Anzeiger berichtete darüber am Tag darauf:

    »Die Ergebnisse der Wahl stehen zur Stunde noch nicht fest, aber ein ungefähres Bild läßt sich wohl schon gewinnen: Die Wahlen bringen den Sozialdemokraten bedeutenden Gewinn, von einer Ueberflutung der bürgerlichen Parteien durch die Sozialdemokraten ist aber keine Rede. Als Bollwerk gegen die ›Rote Flut‹ hat sich überall die christlichsoziale Partei bewährt.«

    bollwerke

    Anton Kuh, Schriftsteller und Journalist (1890 Wien – 1941 New York), las und analysierte damals einen noch viel fundamentaleren Bollwerk-Texte des neuen Deutsch-Österreich, nämlich das Neue Österreichische Volksschullesebuch, Ausgabe B, für Republikaner der unteren Klassen. Im neuen Lesebuch fehlte 1919 zwar der »Klaube an Kott und Kaiser«, aber radikal war es deswegen noch lange nicht:

    »Darin fiel sogleich durch seine Abwesenheit das Bild eines gütigen, schmunzelnden Monarchen auf. Nicht verirrte sich mehr Kaiser Max auf der Martinswand, noch schäkerte Kaiser Josef mit dem Försterbübchen. Der großösterreichische Thugut war wieder zum deutschösterreichischen Tunichtgut verkleinert worden. […]

    Der ›Hände auf die Bank‹-Geist übersiedelte auch in die republikanische Erziehung. Und jede Seite ruft dem Knaben zu: Sei folgsam! Geh paarweise! Spiel mit den Blümelein, horch auf die Vögelein! Freu dich auf den Hirsebrei! Aber solange das Lesebuch mit diesem alten, unvorstellbaren Hirsebrei von Muckerei und Putzigkeit kocht, werden die Republikaner-buben doch immer nur brave Österreicher werden.«

    Weitere von Helmut Qualtinger 1962 gelesene Texte von Anton Kuh, die am 16. und 17. und 18. Februar zu hören sein werden: Kleinösterreich wird geboren, Das Hofauto, Das Marine-Archiv, Lenin und Demel u. v. m.

    Mit freundlicher Unterstützung von
    Preiser Records Wien.

    eintrittfrei

  • neue fotos – neue themen – im container

    2018-01-27

    neue fotos – neue themen – im container

    heideweg 4 – absam

    am Samstag 27. 1. und
    am Sonntag 28. 1.
    im Heideweg 4
    in Absam
    14 bis 19 Uhr
    Eintritt frei

    Sozialgeschichte des Salzes

    Um die Rede vom Salz als dem »weissen Gold« endlich dem Phrasenschatz längst vergangener Epochen zu überantworten, könnte man z. B. die über 500 Jahre alte »Ordnung im Betreff des Almosensalzes« des späteren Kaisers Maximilan aus dem Jahr 1493 lesen.

    Damals schon war die Rede davon, dass »Personen, welche längere Zeit mit harter Arbeit im Pfannhaus oder im Berg … gedient haben, arm oder mit Schwachheit des Alters geladen sind und sich, um ordentlich leben zu können, nicht viel erübrigt haben.«

    Aufopferung aller ihrer Kräfte

    Oder man könnte sich für die soziale Lage der hinter den Mauern der herrschaftlichen Pfann-, Sud- und Herrenhäuser im 19. Jahrhundert Arbeitenden interessieren.

    Schreiben doch selbst die hohen Beamten im Halltal um 1830 über die Löhne im Bergbau: »Mit diesem Verdienst sollen sie sich in ihrer anstrengenden, mit viel Kleidungsabnützung verbundenen Berufsarbeit nicht bloß für ihre Person, sondern so viele auch mit ihren großen Familien die vielen Lebensbedürfnisse schaffen! Die auf den Bergverdienst allein angewiesen sind, vermögen dies nur mit schweren Entbehrungen und Auf­opferung aller ihrer Kräfte. Und deren gibt es gar viele. Von denen, welche Privatmittel besitzen, verarmen sehr viele und diese Verwaltung behauptet nicht zu viel, wenn sie sagt, daß von den wenigen kleinen Gütchen der Bergarbeiterfamilien der größte Teil in den Händen von Gläubigern sich befindet.«

    Zwei Tage Programm

    Mehr zur Sozialgeschichte des Salzes und neue Fotos von der Arbeit am Salzberg und in der Saline vor 100 Jahren am Samstag, 27. und Sonntag, 28. Jänner jeweils von 14 bis 19 Uhr im Container am Heideweg 4 in Absam.

    Eintritt frei


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
kontakt@absammuseum.at

Kontoverbindung
Museumsverein Absam
IBAN: AT98 3620 0000 0003 1542 
BIC: RZTIAT 22200

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