in Tirol 1919
Sonntag, 3. Februar um 14 und 16 Uhr Es liest Lisa Freiberger Nachkriegkonkret m April 1919 schrieb Sofie Zobel, städtische Lehrerin in Innsbruck, in einem Kommentar in den Innsbrucker Nachrichten: »Zuerst las man, daß sich 30 junge Männer zusammengetan hätten, jedes Mädchen, das sie mit einem Italiener anträfen, zu ohrfeigen. Dann hörte man vom Zopfabschneiden. Witzblätter brachten Spottgedichte und Schmäh-Artikel gegen die Frauen. Am Ostersonntag kam die Plakatierung mit den Namen beschuldigter Mädchen und Frauen … Es gab einen Volksauflauf mit wüsten und blutigen Szenen. Ein Mädchen wird bis in die höher gelegene Wohnung eines Hauses verfolgt und belagert.«
Ihren Text versah Frau Zobel mit der Überschrift »Zu der Frauenhetze«. Hetze Begonnen hatte diese Kampagne spätestens im Dezember 1918 – im selben Blatt war am 31. Dezember 1918 zu lesen: »Die deutschen Mädeln von Imst. Seit einigen Tagen weilen neben den Engländern auch italienische Soldaten in Imst. Das kann man nun nicht verhindern. Aber schickt sich das, daß junge Mädchen schon gleich so gut bekannt mit ihnen werden, daß sie gemeinsam mit ihnen rodeln?« Mit dem Rodeln kam das öffentliche Mobbing von Frauen so richtig in Schwung, und so mussten immer wieder Frauen herhalten, um öffentlich das »deutsche Wesen« eines »echten« ( = männlich definierten ) Tirolertums abzuhandeln: Was mit sexistischen »Vorwürfen « wie mangelnder »deutscher Mädchenehre und Mädchenstolzes« beim Rodeln – u. a. auch im Halltal – begann, endete zu Ostern 1919 mit einer Massen-Männer- Demonstration in Innsbruck. Unter den Hetzern vor 100 Jahren natürlich auch der umtriebige Reimmichl aus Heiligkreuz … Mehr dazu am Sonntag, 3. Februar um 14 und 16 Uhr im Gemeindemuseum Absam. Es liest Lisa Freiberger. Eintrittfrei