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es gilt die unschuldsvermutung

lesung mit musik

lesung mit musik

Platzreservierung erbeten
0 676 / 84 05 32 700 oder mats.breit@mac.com

Es lesen
Rainer Egger, Gerd Jenewein, Matthias Breit
Livemusik von Waxamilion
( E-Gitarre plus loops )

Ruhe und Rätselhaft

»Die große Rauferei in der Salvatorgasse«, »Ein rabiater Sohn«, »Der Fluch des Alkohols«, »Die unleidlichen Mietverhältnisse«, »Die verdächtigen Runkelrüben«, »Die ewige Milchpantscherei«, »Die mitgegangene Branntweinflasche«, »Die Karsamstag-Rauferei vor Gericht«, »Ehestörung« … so und so ähnlich hat der Haller Lokalanzeiger vor gut 100 Jahren seine hunderten Kurzberichte über die Kleinkriminalität und das vielfältige gerichtsanhängige Leben im Großraum Absam-Hall betitelt.

Diese Gerichtsfälle in Kombination mit den veröffentlichten Statistiken der Haller Exekutive geben einen tiefen Einblick in die Gesellschaft der 1920er Jahre – nur kurze Zeit nach Kriegsende in der ganz jungen Republik, denn es geschieht tatsächlich bis vor kurzem Undenkbares: Mieter beginnen ihre Vermieter zu klagen, Lehrbuben zerren ihre Lehrherren vor Gericht, fälschlich Verdächtigte erzwingen Presse-Entgegnungen und sogar der Absamer Pfarrer wird wegen Ehrenbeleidigung verklagt …

Und die Haller »Sicherheitswache« nahm beispielsweise noch vor 99 Jahren fast zweihundert Obdachlose »wegen Mittellosigkeit« in Schutzhaft, legte sich wegen einer gestohlenen Zugharmonika nächtelang auf die Lauer, musste Absamer in einer Schubkarre in den Gemeindekotter »überstellen« und verfolgte Delikte wie »das Fahren auf verbotenem Wege mit Handwagen, Schwerfuhrwerk und Auto«.

Rätselhaft

Einerseits kommt in der umfangreichen Kriminal- und Gerichtsberichterstattung gerade auf lokaler Ebene die Lust an der – nach Jahrhunderten Untertanenstaat – ganz neuen Gleichheit zum Ausdruck: schließlich können plötzlich durchaus auch Angehörige der Gesellschaftsschichten vor Gericht landen, die unter den k.u.k.-Sissi-Verhältnissen eher zu den Strafenden als zu den Bestraften zählten. Andererseits sorgt diese Gleichheit für den richtigen Thrill im Alltag, denn erst im demokratischen Rechtsstaat wird Kriminalität zum spannenden Rätsel : die traditionell stereotypen Schuldzuweisungen funktionieren auch am Haller Bezirksgericht nicht mehr und jeder könnte Täter sein.

Aber hören Sie selbst, es gilt die Unschuldsvermutung.

Eintrittfrei


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
kontakt@absammuseum.at

Kontoverbindung
Museumsverein Absam
IBAN: AT98 3620 0000 0003 1542 
BIC: RZTIAT 22200

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