exkursion zum tag der befreiung
Mittwoch 3. Mai 17.30 Uhr
Treffpunkt
Eingang Amraser Soldatenfriedhof
Wiesengasse
anmeldung erbeten
0 676 / 84 05 32 700 oder
mats.breit@mac.com
literaturhinweis
Horst Schreiber: »Liebesverbrechen«, Zwangsarbeit und Massenmord, StudienVerlag
Jan Kosnik aus Warschau ist 35 Jahre alt, Stefan Widla aus Krakau ist 34 Jahre, alt als sie am 2. September 1940 in Kirchbichl im Arbeiterlager der Firma Innerebner & Mayer an der TIWAG-Baustelle unten am Inn öffentlich hingerichtet werden.
Unter Aufsicht von Gestapo-Beamten aus Innsbruck müssen ihre polnischen Arbeitskollegen den beiden den Strick um den Hals legen, dann den Schemel umstoßen, während andere kräftig am Strang ziehen. Die Behördenvertreter – darunter der Kufsteiner Landrat – bestanden darauf, die beiden Toten hängen zu lassen.
Der Chef der Gestapo in der Herrengasse in Innsbruck, Werner Hilliges, ordnete an, dass sich alle Arbeitskollegen der so archaisch Getöteten vor dem provisorischen Galgen zu versammeln haben. Der Gestapo-Dolmetscher aus Innsbruck übersetzt die anschließend ausgesprochenen Warnungen an alle Polen: Wer von ihnen ein »intimes Verhältnis« mit einer deutschen Frau eingeht, endet »wegen verbotenem Umgang« so wie Jan Kosnik und Stefan Widla.
Knapp drei Monate zuvor, Anfang Juni 1940, hatte ein NSDAP-»Blockleiter« aus Kirchbichl behauptet, dass er Annemarie Edenhauser und Hedwig Schwendt mit den beiden »Ausländern« ( polnische Arbeiter mussten einen Aufnäher mit dem Buchstaben P tragen ) gesehen hätte, ein SS-Obersturmbannführer aus Kirchbichl bestätigte diese »Angaben«.
Die Denunzianten stützten sich auf den in zahlreichen »Verordnungen« Gesetzeskraft annehmenden NS-Rassismus: Erst seit 14 Tagen war eine Verordnung des Reichsministers des Inneren in Kraft gewesen, die »jede Beziehung« von bzw. mit im Reich – und damit auch in Tirol – eingesetzten »Ausländern« verbot. Die Hinrichtung in Kirchbichl ließen die Behörden für Propagandazwecke fotografisch dokumentieren – Annemarie Edenhauser und Hedwig Schwendt wurden in das KZ Ravensbrück und von dort nach Auschwitz deportiert …
no memory
Nachdem auf Baustellen in Kirchbichl vor über zehn Jahren zahlreiche Spuren der NS-Lager aufgetaucht waren, kündigte die TIWAG die Errichtung eines Mahnmals »zur Erinnerung an den Leidensweg der Zwangsarbeiter« an. Mahnmal und Erinnerung gibt es bis heute …