Essayist trifft Journalist trifft Komponist
Montag 4. 11. – 19.19 Uhr
im Treibhaus in Innsbruck
Polemiken, Tagebucheinträge, Glossen, Originaltöne und Musik
von Werner Vogt, Claus Gatterer und Bert Breit
Werner Vogt schrieb vor 40 Jahren zum Ende der Sendung teleobjektiv und zum Tod von Claus Gatterer: »Gesellschaftliche Verhältnisse, die einen Gerd Bacher zum General des ORF machen, diese Verhältnisse können es nicht zulassen, daß sie selbst bloßgestellt werden. Wer dies im Sinne hat, muß gehen oder er wird hinausgetragen. Für einen Hinauswurf gibt es viele Rituale. Bei Gatterer konnte man das Todesritual benützen.«
Und vor 30 Jahren merkte Vogt an: »Es hat einen Sinn, sich zu erinnern. Gemeint sind nicht die Ausgeburten einer falschen, dressierten Erinnerung, das Veteranendeutsch des Maturantentreffens oder sonstiger Anlässe verlogenen Gedenkens. Ich meine Erinnerung als Denkarbeit, als Suche nach dem scheinbar Gelöschten.«
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Claus Gatterer notierte vor 50 Jahren, am 20. Dezember 1974, in seinem Tagebuch: »Im Klein- und Kleinstbauernmilieu war die Großfamilie Versicherungsgesellschaft, Bank und Produktionsgemeinschaft in einem. Je mehr Arbeitskräfte, desto ›reicher‹ die Familie, desto ›sicherer‹ der Einzelne. In Rudimenten hat das Ganze überdauert bis heute. Dazu sehr vordergründig das Bewusstsein, den ›rechten Glauben‹ verteidigen zu müssen. Ein Bewusstsein, das möglicherweise desto mehr an die Öffentlichkeit drängt, desto weniger innerlich empfunden wird.«
Und zehn Jahre später, knapp vor seinem Tod Ende Juni 1984, hielt er darin fest: »Es wird die Zeit kommen, da man schreibt: ›In jenen Jahren, da man noch christkatholisch geflucht hat …‹ Oder: ›In jener Zeit, da es üblich war, den Namen Gottes wenigstens zum Fluchen in den Mund zu nehmen …‹ Wer ist eigentlich schuld an der Entartung, der Verflachung, der Ent-Emotionalisierung, der Entsakralisierung des Fluches? … Ich muss etwas tun, damit ich wieder zu Kräften komme, sonst kann ich nicht einmal zu meinem Begräbnis gehen.«
Dazu Musik von Bert Breit und Originalton der drei Freunde
Lesen werden Rainer Egger und Johann Nikolussi
Matthias Legner am Vibraphon, Clemens Rofner am Bass
Mit umfangreichem Büchertisch
Eintritt frei(willige Spenden)
Veranstalter: Treibhaus und Gemeindemuseum Absam