Samstag, 31. Dezember 2022
19:31 Uhr
Gemeindemuseum Absam
W.-Schindl-Str. 31
Im alten Kirchenwirt
6067
Absam
Platzreservierung erbeten
0 676 / 84 05 32 700 oder mats.breit@mac.com
Es lesen
Rainer Egger, Gerd Jenewein, Matthias Breit
Livemusik von Waxamilion
( E-Gitarre plus loops )
Ruhe und Rätselhaft
»Die große Rauferei in der Salvatorgasse«, »Ein rabiater Sohn«,
»Der Fluch des Alkohols«, »Die unleidlichen Mietverhältnisse«,
»Die verdächtigen Runkelrüben«, »Die ewige Milchpantscherei«,
»Die mitgegangene Branntweinflasche«,
»Die Karsamstag-Rauferei vor Gericht«, »Ehestörung« …
so und so ähnlich hat der Haller Lokalanzeiger vor gut 100 Jahren
seine hunderten Kurzberichte über die Kleinkriminalität und das
vielfältige gerichtsanhängige Leben im Großraum Absam-Hall betitelt.
Diese Gerichtsfälle in Kombination mit den veröffentlichten Statistiken
der Haller Exekutive geben einen tiefen Einblick in die Gesellschaft der
1920er Jahre – nur kurze Zeit nach Kriegsende in der ganz jungen
Republik, denn es geschieht tatsächlich bis vor kurzem Undenkbares:
Mieter beginnen ihre Vermieter zu klagen, Lehrbuben
zerren ihre Lehrherren vor Gericht, fälschlich Verdächtigte
erzwingen Presse-Entgegnungen und sogar der Absamer
Pfarrer wird wegen Ehrenbeleidigung verklagt …
Und die Haller »Sicherheitswache« nahm beispielsweise
noch vor 99 Jahren fast zweihundert Obdachlose
»wegen Mittellosigkeit« in Schutzhaft, legte sich wegen
einer gestohlenen Zugharmonika nächtelang auf die Lauer,
musste Absamer in einer Schubkarre in den Gemeindekotter
»überstellen« und verfolgte Delikte wie »das Fahren auf
verbotenem Wege mit Handwagen, Schwerfuhrwerk und Auto«.
Rätselhaft
Einerseits kommt in der umfangreichen Kriminal- und
Gerichtsberichterstattung gerade auf lokaler
Ebene die Lust an der – nach Jahrhunderten Untertanenstaat
– ganz neuen Gleichheit zum Ausdruck: schließlich können plötzlich
durchaus auch Angehörige der Gesellschaftsschichten vor Gericht
landen, die unter den k.u.k.-Sissi-Verhältnissen eher zu den
Strafenden als zu den Bestraften zählten. Andererseits sorgt
diese Gleichheit für den richtigen Thrill im Alltag, denn erst im
demokratischen Rechtsstaat wird Kriminalität zum spannenden
Rätsel : die traditionell stereotypen Schuldzuweisungen
funktionieren auch am Haller Bezirksgericht
nicht mehr und jeder könnte Täter sein.
Aber hören Sie selbst, es gilt die Unschuldsvermutung.
Eintrittfrei
Adresse
Gemeinde
Museum
Absam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam
Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr
Jeden Sonntag um 15 Uhr Programm
Information und Führungen
Matthias Breit
0 676 / 84 05 32 700
email
Kontoverbindung
Museumsverein Absam
IBAN: AT98 3620 0000 0003 1542
BIC: RZTIAT 22200