gelesen von Helmut Qualtinger
Karl Kraus schreibt im Vorwort zu seinem Dokumentatheater aus dem Jahr 1919: » […] die grellsten Erfindungen sind Zitate, […] Phrasen stehen auf zwei Beinen – Menschen behielten nur eines«.
»Die letzten Tage der Menschheit« ist ein Dokumentartheater von monumentalem Umfang, bestehend aus Epilog, Prolog und fünf Akten mit über 220 Szenen. Die Szenen stellen den k.u.k. Alltag im Ersten Weltkrieg dar. Egal, ob der Schauplatz eine Brücke in Südtirol, eine Kommandatur am Uszok Pass, die Wiener Deutschmeisterkaserne, ein Ringstraßencafé oder das Sirkeck ist, immer sind es die Phrasen und die Gewalt der Sprache, die das Geschehen bestimmen.
Der Ort der Handlung ist die Sprache: Zitate aus Zeitungen, Reden, gängige Phrasen, Flugblätter, Durchalteparolen dringen aus den Figuren – wie z. B. aus Kaiser Wilhelm, Journalisten und Schriftstellern, Generälen.
»Die letzten Tage der Menschheit« waren nie für die Aufführung bestimmt. Karl Kraus hat zwar selbst daraus gelesen, er hielt das Stück aber für unaufführbar. Trotzdem kam es 1923 in Wien und 1930 in Berlin zu Aufführungen des Epilogs. In der Tradition von Karl Kraus hat der österreichische Schauspieler Helmut Qualtinger zahlreiche Lesungen mit Szenen aus »Die letzten Tage der Menschheit« bestritten.
Mit freundlicher Unterstützung von PREISER Record