Ein Hörabend
du warst nur mehr eine nummer …
Im Jahr 2008 hat Bischof Reinhold Stecher in zwei ausführlichen Interviews über seine Erfahrungen in der NS-Zeit gesprochen. Ihm war besonders wichtig hervorzuheben, dass der Nazismus als politisches System die rechtliche Grundlage des Staates zerstört und sich so zum Unstaat entwickelt hat.
Die Nationalsozialisten in Tirol, vom Gauleiter abwärts bis zum Ortsgruppenleiter, herrschten mit vollkommener Willkür. Und eines der Zentren dieser Willkür war das Gestapo-Hauptquartier in der Innsbrucker Herrengasse:
»Das, was das heute kaum mehr Nachvollziehbare ist: Man war in der Atmosphäre einer vollständigen Rechtlosigkeit. Es gab keinen Rechtsanwalt, es gab kein Gericht, es gab keine Verhandlung …«
Aber auch die Methoden der NS-Herrschaft im Umgang mit Gegnern hat er präzise beschrieben: »Wenn man stundenlang in Verhören ist, und man ist ja in einer destruktiven Verfassung, man hat ein Gefängniskleid an, man schlurft in irgendwelchen Patschen herum, in Holzpantoffeln, man ist schlecht rasiert, man schaut aus wie ein Gauner. Wenn man einen Menschen lange so behandelt, dann bekommt man wirklich mit der Zeit das Gefühl, man sei ein Verbrecher. Wenn ich das selbst nicht so erlebt hätte, hätte ich das nie für möglich gehalten … Dann zurück in der Gefängniszelle, wo ich wieder allein für mich bin, wusste ich dann schon wieder: nein, nein, die Gauner sind schon die anderen.«
Weitere Themen sind: Die moralische Begründung und das Recht auf passiven Widerstand, die Schuld der Wehrmachtsführung und die Bedeutung der Befreiung 1945.
Einleitung
Bischof Dr. Manfred Scheuer
Eintrittfrei