Lesung
Lesung
aus Manfried Rauchensteiners Buch
Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie
Montag 2. Juni 20 h
Absam Gemeindemuseum
Es lesen Gerd Jenewein
und Matthias Breit
Militärdiktatur
Im Oktober 1915 richtete der Tiroler Landeshauptmann Dr. Theodor Kathrein an das Landesverteidigungskommando ein Schreiben, in dem er forderte, die schikanöse und erniedrigende Behandlung von Standschützen durch Offiziere der k. u. k. Armee sofort einzustellen.
Seit 1. Mai 1915 war es dem Tiroler Landtag per kaiserlichem Dekret verboten zusammenzutreten.
Als Reaktion auf diesen Protest von politischer Seite sprach am 29. Oktober General Viktor Dankl, der das Kommando über die Verteidigung Tirols inne hatte, den Verdacht aus, dass die Tiroler Abgeordneten diese Beschwerde nur deshalb formuliert hätten, um ihre »Existenzberechtigung unter Beweis« zu stellen.
Er verordnete daher, dass in Zukunft Politiker das engere Kriegsgebiet nur mehr mit Genehmigung der Armee betreten durften. Abgeordneten, die sich dieser Anordnung widersetzten, drohte er mit Verhaftung und »standrechtlicher Behandlung«.
Extreme
Im 13. Kapitel seines Buches berichtet Manfried Rauchensteiner von der politischen und wirtschaftlichen Praxis der Kriegsverwaltung im Hinterland – für weite Teile der Bevölkerung bedeutete sie extreme Arbeits- und Lebensverhältnisse:
Aufhebung des Nachtarbeitsverbots und Arbeitspflicht für Frauen bis zum 60. Lebensjahr, bis zu 110 Wochenstunden Arbeitszeit in der Rüstungsindustrie …
Er beschreibt aber auch die politische Machtübernahme des Armeeapparats: Weite Teile der Monarchie wurden mit Mitteln der Militärdiktatur niedergehalten – so internierte die Armeeverwaltung »unbotmäßige« Abgeordnete und überprüfte die »patriotische Gesinnung« der Beamtenschaft. Bis in die Schule diktierte das Armeeoberkommando sein Programm zur Mobilmachung der »Untertanen«.
Eintrittfrei