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Herbergssuche am Fürstensitz?

oder ein anderer Blick auf
eine besondere Krippe

oder ein anderer Blick auf
eine besondere Krippe

Am Samstag, 28. Jänner um 15 Uhr können Sie auf eine Taschenlampen-Entdeckungsreise durch die Lechner-Krippe gehen und erfahren mehr über die zeitgenössische Beschäftigung mit dem Massen-Phänomen Krippe.

Bethlehemiten?

Im Zentralorgan »Der Krippenfreund« konnte man vor 100 Jahren in einem Inserat Folgendes lesen: »Zu kaufen gesucht einzelne geschnitzte Gruppen, wie Flucht nach Ägypten, liegende Kamele, Soldaten für den Kindermord, mehrere Bethlehemiten, auch Schafgruppen.«

Deutsch?

Seit drei Jahren steht im Museum eine Krippe des aus Absam stammenden Holzbildhauers Johann Lechner, die er im Jahr 1927 gebaut und gestaltet hat – allerdings ohne Kamele, Bethlehem oder Ägypten … Im selben Jahr hatte ein ausführlicher Beitrag im »Krippenfreund« Heimatideologisches zum Thema Krippe verkündet :

»Der deutsche religiöse, gemütvolle Mensch muß eine deutsche Krippe bauen!« Die Redaktion stellte dazu fest, »daß unseres Erachtens durch die orient[alische] Krippe die beste religiöse Wirkung erzielt werden kann, welche unserem Verein stets die Hauptsache sein wird«.

Hasegg Herberge?

Mit der im Museum gezeigten Krippe siedelte der Bachlechner-Schüler Johann Lechner dagegen das Weihnachtsgeschehen aus­gerechnet in der alles andere als »orientalischen« Burg Hasegg an, die er »heimatlich«, fast kubistisch verdichtet umgeben hat – mit der Pfarr­kirche Hall, dem Haller Rathaus, dem Kloster St. Martin in Gnadenwald, dem Münzer­turm, der Nagglburg ….

Aber tatsächlich hätte niemand, der auf Herbergssuche war, jemals in dem Fürstensitz Burg Hasegg Aufnahme gefunden. Insofern entspricht diese in einer Art Heimatkompression angesiedelte irreale Szenerie tatsächlich dem neueren analytischen Blick auf die Krippe, die heute auch als »kulturhistorischer Verhandlungsort« gesehen wird:

jenseits ihrer hohen ästhetischen Qualität verweist diese Lechner-Krippe darauf, dass Ende der 1920er Jahre die zunehmend politische Aufladung von Begriffen wie »Heimat«, »Volkstum«, »Authentizität« der Krippe zu einer unvorhersehbaren Konjunktur verhalf … nicht nur in Tirol.

Eintrittfrei


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
kontakt@absammuseum.at

Kontoverbindung
Museumsverein Absam
IBAN: AT98 3620 0000 0003 1542 
BIC: RZTIAT 22200

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