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remember werner vogt
arzt und essayist
( 1938 – 2023 )

Werner Vogt (1938 in Zams geboren und in Landeck aufgewachsen) hatte seine erste Lehrerstelle in Vorarlberg – einen »sicheren Posten« wie er später formulierte – fluchtartig verlassen, um in den 1960ern in Wien Medizin zu studieren. Mitte der 1970er hatte er im Film »Krank« den ersten Schritt aus einem Gesundheitssystem heraus gemacht, das er sein weiteres Leben lang als Unfallchirurg und als Essayist kritisieren wird.

2010 meinte Werner Vogt, dass er in den zahlreichen gesellschaftlichen Konflikten seinen Zweitberuf erlernt hat: das Schreiben. Denn Werner Vogt wird in den nächsten Jahrzehnten ein Doppelleben führen: als Arzt in einem Unfallkrankenhaus und als Publizist, der keine reißerischen »G’schichtln« aus der Spitalsmaschinerie auftischt, sondern der in unzähligen Essays, Kommentaren, Kolumnen und Glossen nicht nur darauf hinweist, dass Krankheit eben »kein Zellunglück, kein Organversagen, das sich in Individuen ereignet, die ein falsches Leben führen«, ist, sondern, dass Medizin die lebensgeschichtliche und vor allem die soziale Dimension von Krankheit ins Zentrum zu rücken habe.

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Aber nicht nur mit dem österreichischen politischen System, sondern auch mit dessen Personal beschäftigte sich Werner Vogt. Dreimal haben seine Gegner Werner Vogt vor Gericht gebracht. Der Prozess mit der größten öffentlichen Wirkung war die Klage des Euthanasiearztes Heinrich Gross wegen »übler Nachrede, die sich dann als aufklärende Rede gegen den Euthanasiearzt erwies, mir nützte, Gross dauerhaften Schaden zufügte« (Werner Vogt).

Die Auseinandersetzung mit den Patientenmorden in der Kinderfachabteilung Am Spiegelgrund in Wien 1940ff hat Heinrich Gross noch im Jahr 2000 mit »ich glaube, man könnte mir nichts nachweisen« kommentiert.

In Erinnerung an Werner Vogt lesen am 28. Jänner Rainer Egger und Johann Nikolussi seinen Essay »Finsternis: Der Fall Gross« aus dem Jahr 2005. Begleitet werden sie von Anna Reisigl am Bass.

Ein Abend in Kooperation mit dem Treibhaus.


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