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  • Vor 458 Jahren gezeichnet … 

    2013-09-23

    Vor 458 Jahren gezeichnet … 

    Die Grubenkarten vom Absamer Salzberg

    Über den praktischen Nutzen von Grubenkarten schreibt der Kartenhistoriker Christoph Bartels: »Wer je historische Bergwerke befahren und untersucht hat, weiß, wie rasch und gründlich dort die Orientierung nach Alltagserfahrung und Augenmaß, verloren geht. Dunkelheit und räumliche Enge lassen schon nach wenigen Wendungen im Raum unter Tage die Struktur des Grubengebäudes und die eigene Verortung darin zur Unkenntlichkeit verschwimmen …«

    zweihundert
    Die älteste der neun Karten, die das Tiroler Landesarchiv für diese Exkursion freundlicherweise zur Verfügung stellt, ist vor 458 Jahren gezeichnet worden – damals boomte der Salzbergbau ungemein. Die teilweise über drei Meter langen Originalkarten zeigen die Entwicklung unter Tage im Absamer Halltal vom Jahr 1555 bis ins Jahr 1748. Aber auch das Leben über Tage wird auf diesen Karten detailliert dargestellt : die Unterkünfte, eine Rauferei, Werkstätten.

    entstehung
    Wir werden anhand einiger Lichtproben zeigen können, wie die Karten entstanden sind: Hält man sie gegen das Licht, kann man die Einstiche, mit denen Vermessungsergebnisse punktgenau auf das kostbare Papier übertragen worden sind, deutlich sehen.

    zeichengeschichte
    Die Karten erzählen auch, unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen und Herrschaftsformen sie entstanden sind : Mit der Überschrift »Gerhorsamb unterthenigster grundt Entwurff oder An Mörkhung …« zeigt eine der Karten aus dem Jahr 1748 auch die sprachlichen Spuren des Habsburger-Absolutismus. 

    teilnahmekostenfrei

    Leitung Dr. Peter Gstrein, Ing. Christian Neumann
    Datum Montag 23. September von 15 bis 17 Uhr
    Treffpunkt Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Michael- Gaismair-Str. 1
    Anmeldung bis Sonntag 22. September erbeten
    Call 0  676 / 84  05  32  700

  • Filmabend: »Wir waren nicht bereit mitzumachen«

    2013-09-17

    Filmabend: »Wir waren nicht bereit mitzumachen«

    Verfolgt. Verfemt. Vergessen.
    Über Desertion, Kriegsdienstverweigerung und Sippenhaft während des Nationalsozialismus in Südtirol.

    Ein Film von Bert Breit aus dem Jahr 1995

    vor siebzig jahren …
    Am 8. September 1943 besetzen nach dem Waffenstillstand der italienischen Regierung mit den Alliierten deutsche Truppen Italien. In den Provinzen Bozen, Trient und Belluno übernimmt der Tiroler Gauleiter Franz Hofer die Herrschaft.

    Die NS-Machtübernahme in Südtirol bedeutet für die Dableiber, die 1939 nicht für eine »Umsiedlung« in das Deutsche Reich gestimmt hatten, zahlreiche Schikanen, Verhaftungen oder Deportation in ein Konzentrationslager.

    einberufung
    Bereits nach wenigen Wochen ordnet Gauleiter Hofer die Einberufung sämtlicher wehrdiensttauglicher Männer der Jahrgänge 1896 – 1926 an. Bei Nichtbefolgung drohen die deutschen Behörden Gefängnis, Todesstrafe und Sippenhaft an: Familienangehörige von Verweigerern und Deserteuren, die Ehefrauen, die Eltern, die Kinder über achtzehn Jahren und die im Haushalt lebenden Geschwister werden festgenommen und in Arbeitsstraflager eingeliefert.

    Trotzdem entziehen sich bis Kriegsende insgesamt fast dreihundert Südtiroler dem Dienst in die deutsche Wehrmacht.

    franz thaler
    Einer von ihnen ist Franz Thaler aus dem Sarntal. Er erhält im März 1944 zusammen mit anderen Dableibern im Alter zwischen sechzehn und fünfzig Jahren den Musterungsbefehl. Dem Einrücken entzieht er sich durch Flucht.

    »Am Montag um drei Uhr früh stieg ich mit den nötigen Lebensmitteln, einer Pfanne, einer Schüssel und einem Löffel im Rucksack auf den Berg.« Bei der Versorgung der Deserteure in den Bergen spielen Frauen eine große Rolle.

    Seine Aufenthaltsorte muss Franz Thaler oft wechseln und mit dem Feuer vorsichtig sein, denn der Rauch hätte sein Versteck verraten können.

    über hall
    Die Polizei setzt inzwischen seine Familie unter Druck.

    »Um den Eltern Kerkerhaft zu ersparen«, stellt er sich. Ein Kriegsgericht in Bozen verurteilt ihn zu zehn Jahren Konzentrationslager. Mit zahlreichen Zwischenstationen – u. a. in Hall, wo er den umseitigen Brief an seine Eltern schreiben kann – wird er in das KZ Dachau eingeliefert …

    1945ff
    Im Krieg verfolgt, nach dem Krieg verfemt und vergessen: in dem Österreich-Bild von Bert Breit aus dem Jahr 1995 wird dieser oft unbeachtete Teil der Tiroler Geschichte thematisiert.

    eintrittfrei

  • Jacob-Stainer-Biografie- Stille Post

    2013-08-31

    Jacob-Stainer-Biografie- Stille Post

    Ein Leseabend mit Irene Heisz

    »Der Geigenmacher Stainer / Geht pfeifend durch den Wald, / Ein Meister, wie wohl keiner / Geboren wird so bald.«

    So beginnt die Ballade des Tiroler Großlyrikers Hermann von Gilm im Jahr 1860. Und sie endet mit :

    »Die Sonn' geht auf in reiner / Und strahlenvoller Pracht, / Jedoch der arme Stainer / Liegt in des Wahnsinns Nacht.«

    Gilm greift damit ein literarisches Motiv auf – Stainers Wahnsinn –, das dreißig Jahre vor ihm der Tiroler Beamte und Politiker Johannes Schuler in seiner Novelle Jakob Stainer (1828) benutzt hatte, um den braven »deutschen« Stainer als Opfer einer »charakterlosen« Italienerin darstellen zu können.

    Am Ende seiner Novelle schreibt Schuler: »Noch zeigt man in Absam in Stainers Hause die Bank, an die der Unglückliche in den Perioden des Tollsinnes gebunden und das Loch darin, durch das der ihn fesselnde Strick gezogen wurde.«

    Oralhistory

    Schuler wiederum hatte sich für seine Novelle bei seinem Kollegen Benedict von Sardagna bedient, wie er ein Tiroler Beamter, der im restaurativen Regime von Franz II. Karriere gemacht hatte: zuerst als Statistiker und Kartograf des »Unter-Innthaler-Kreises« und dann aufgrund seines »unermüdlichen Diensteifers und biederen Charakters« als Commissär und Referent der obersten Polizey-Censur-Hofstelle.

    Wiederum dreißig Jahre vor Schulers Novelle hatte Sardagna um 1790 in Absam recherchiert und den Absamer Pfarrer über Jacob Stainer befragt. Dessen Mutmaßungen (u. a. über Stainers Wahnsinn) – angestellt 110 Jahre nach Stainers Tod – hielt Sardagna in handschriftlichen Notizen fest, die 1822 zum ersten Mal publiziert wurden. Stille Post eben …

    Lesung mit Irene Heisz

    Im ersten Teil des Abends werden die schönsten Stellen aus Schulers Novelle und die Ballade von Gilm vorgetragen. Im zweiten Teil folgt ein Gespräch mit der Kulturjournalistin Irene Heisz über Literatur, Politik und Stainer im 19. Jahrhundert fortfolgend.

    Eintritt frei


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
kontakt@absammuseum.at

Kontoverbindung
Museumsverein Absam
IBAN: AT98 3620 0000 0003 1542 
BIC: RZTIAT 22200

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