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  • Mangel als Schicksal. Sammeln als Bollwerk.

    2011-05-14

    Mangel als Schicksal. Sammeln als Bollwerk.

    Lesung mit Marlene Streeruwitz

    Mangel und Erinnern und Selbstbestimmung …

    »Anhäufungssammeln trägt am deutlichsten die Trauer um das eigene Ende in sich. So eine Sammlung von Gebetbüchern aus sechs Jahrhunderten, gotischen Madonnen oder Käthe-Kruse-Puppen stellen in ihrer Funktion als Kindersatz brutal die Endlichkeit aus. Nur das Begehren, diesen Kindersatz zu erweitern und ein neues Stück der Ansammlung hinzuzufügen, kann die Melancholie dieser Anlage unterbrechen. Aber Sucht hat ja diese Funktion, Pausen in die Melancholie zu stanzen.

    Die ›bedeutenden‹ Sammlungen sind männlich zuzuordnen. Dann gibt es das Sammlerehepaar. Der Kampf gegen den Tod wird gemeinsam aufgenommen. Christlicher Besitzstand an spirituellen und weltlichen Gütern wird beschrieben und verteidigt. Im wirklichen Leben sammeln Frauen sicherlich weit mehr als Männer. Das Sammeln als Selbstbestimmung in Erinnern und Nichterinnern war von Frauen schon lange als Kulturtechnik benutzt. Die Sammelwellen von Puppen und historischen Handarbeiten beschreiben wenigstens einen Zusammenhang mit dem eigenen Leben. 

    Im klugen und gerechen Leben würden immer wieder Phasen des Sammelns eintreten. Wir haben alle Angst vor dem Tod und wollen uns, oder wenigstens etwas von uns, bewahren. Diese Kleinsammlungen würden der Todesangst eine Beschreibung verschaffen. Das dabei erworbene Werk könnte als Archiv dieser Angst fungieren und durch das Verwahren kurz die Freiheit von dieser Angst phantasieren lassen. Die Sammlungen würden zur Versammlung gelebter Erfahrung.« [ Aus einem Interview mit Marlene Streeruwitz. Sie lebt als freiberufliche Schriftstellerin in Wien, Berlin und New York. Zuletzt erschien von ihr »Das wird mir alles nicht passieren. Wie bleibe ich Feministin« ] 

    Lesung und Gespräch

  • Rosenkranzsonaten

    2011-05-13

    Rosenkranzsonaten

    Konzert

    Annegret Siedel Barockviolinen Margit Schultheiß Orgel Violinen von Stainer, Klotz, Jais, Buchstetter, Widhalm, Maussiell und Wenger

    Stainergeige und Klangfarbe … Die Rosenkranz-Sonaten genannten Mysterien-Sonaten Heinrich Ignaz Franz Bibers nehmen Bezug auf die fünfzehn Geheimnisse oder Mysterien des Rosenkranzes. Man nimmt an, dass Biber, ein Zeitgenosse von Jacob Stainer, sie im Jahr 1678 für die Propagierung einer Salzburger Rosenkranzbruderschaft komponiert hat.

    Eine Besonderheit dieser Instrumentalkomposition, die erst im Jahr 1905 wiederentdeckt wurde, ist die häufige Verwendung der Skordatur – die Saiten der Violine müssen für jede Sonate abweichend von der üblichen Quinten-Stimmung neu gestimmt werden, wodurch sich der Klang des Instruments entweder heller oder dunkler färbt. Die Skordatur erlaubt bereits in tiefen Lagen das Spielen schwieriger Akkorde und eröffnet dem Instrument gleichzeitig andere Klangmöglichkeiten durch Über- oder Unterspannung der Saiten. Aber auch die Häufung von Tanzsätzen im Zusammenhang mit religiös-meditativer Musik ist ungewöhnlich an diesen Sonaten.

    Die Anfangssätze nehmen häufig Bezug zur Thematik des Rosenkranzes : Deutlich wird dies in der ersten Sonate bei der Ankunft des Engels, in der achten Sonate bei der Geißelung und in der zehnten Sonate bei der Darstellung der Kreuzthematik. 

    Ernst Kubitschek beschreibt Bibers Rosenkranz-Sonaten zusammenfassend als »Instrumentalmusik, die in den Zuhörern außermusikalische Assoziationen erwecken soll. Sie verfügt über ein reiches Vokabular, das von vordergründiger Tonmalerei bis hin zu subtiler Gefühlsausdeutung reicht.«

    Annegret Siedel wird mit einer Stainer-Geige und anderen Barockviolinen nach Absam kommen, um auf den unterschiedlich gestimmten Instrumenten die Sonaten zu spielen.

    Eintritt frei

  • Rosenkranz – Das Magische und Bunte des Volksglaubens

    2011-05-07

    Rosenkranz – Das Magische und Bunte des Volksglaubens

    Vortrag von Prälat Dr. Johannes Neuhardt

    In Der Herbst des Mittelalters schreibt der Historiker Johan Huizinga über die Entstehungszeit des Rosenkranzgebets im Spätmittelalter: »Das Leben der mittelalterlichen Christenheit ist in all seinen Beziehungen durchdrungen, ja völlig gesättigt von religiösen Vorstellungen. Es gibt kein Ding und keine Handlung, die nicht fortwährend in Beziehung zu Christus und dem Glauben gebracht werden. Alles ist auf eine religiöse Auffassung aller Dinge eingestellt, und wir stehen vor einer ungeheuren Entfaltung innigen Glaubens.

    Als Alanus de Rupe seine neue Bruderschaft vom Rosenkranz propagierte, galt der Widerstand, den er fand, mehr den Neuheiten an sich als dem Programm. Die Gegner meinten, das Volk würde im Vertrauen auf die Wirkung solch einer großartigen Gebetsgemeinschaft, wie Alanus sie sich vorstellte, die vorgeschriebenen Pönitenzen [Strafe oder Buße, welche der Priester dem Beichtkind zur Genugtuung für begangene Vergehen auferlegt, z. B. Wachen, Fasten, Wallfahrten ] und die Geistlichkeit des Breviers vernachlässigen.

    Die Zeichen der immer bereiten göttlichen Gnade hatten sich stets vermehrt; rings um die Sakramente blühten die Benediktionen [sakramentsähnliche Handlungen wie Besprengen mit Weihwasser oder Beräuchern, durch welche die Gnade Gottes für Personen und der heilsame Gebrauch für Sachen erfleht wird]; von den Reliquien kam man zu den Amuletten; die Kraft des Gebets wurde formalisiert in den Rosenkränzen, die bunte Galerie der Heiligen bekam immer mehr Farbe und Leben. Und wenn auch die Theologie für eine scharfe Unterscheidung zwischen Sakramenten und Sakramentalien eiferte, welches Mittel gab es, das Volk davon abzuhalten, auf all das Magische und Bunte seinen Glauben und seine Hoffnung zu gründen?«

    Vortrag von Prälat Dr. Johannes Neuhardt, Diözesankonservator in Salzburg.

    Eintritt frei


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
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