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  • Glockenklang und Desaster

    2011-05-06

    Glockenklang und Desaster

    Vortrag von Univ.-Prof. Gerhard Stadler

    Der Historiker Carlo M. Cipolla schreibt in Segel und Kanonen: »Kupfer, das wichtigste Rohmaterial für die Herstellung der Geschütze aus Bronze, kam bis ins 16. Jahrhundert hauptsächlich aus Ungarn, Tirol, Sachsen und Böhmen. Während also die Rohstoffe aus wenigen Gegenden Europas stammten, war die Verarbeitung überall möglich, da es den Handwerkern keine Schwierigkeit bereitete, zwischen der Herstellung von Glocken und Kanonen hin und her zu wechseln. Glocken- und Kanonengießer arbeiteten auf Bestellung.«

    glockenklang und desaster Ein einzelner Rosenkranz im Gemeindemuseum Absam verweist auf die von Karl Kraus in seiner Szene formulierten Zusammenhänge einer jahrhundertealten Geschichte: Kirchenglocken als Rohstoffreservoir für die Rüstungsindustrie.

    Die Glocke läutet … Der Mesner: Hören Sie! Zum letztenmal! Gleich wird sie abgenommen. Man macht aus Schrapnellkugeln Rosenkränze und dafür aus Kirchenglocken Kanonen. Wir geben Gott, was des Kaisers und dem Kaiser, was Gottes ist. Man hilft sich gegenseitig, wie man kann.
    (Aus : Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit)

    Bereits kurze Zeit nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wich die anfängliche Massenbegeisterung der ernüchternden Erkenntnis des ökonomischen Desasters: Die Industrie der österreichisch-ungarischen Monarchie stand ohne Rohstoffe da. Abhilfe hoffte man mit dem Aufbau von Rohstoff-Sammelzentren zu schaffen. Die Heeresverwaltung, die um den Nachschub von Rüstungsgütern bangte, verschaffte sich Zugriff auf die Sammelzentralen für Eisen und Buntmetalle. Im Zuge der vom k. u. k. Kriegsministerium inszenierten »patriotischen Kriegsmetallsammlung« wurden in der Monarchie Tausende von Kirchenglocken abgenommen, um sie in Kanonen umzuschmelzen.

    Auch Absam musste seine Bronzeglocken abliefern. Josef Graßmayr, der kurz vor der Jahrhundertwende die ersten Glocken in seiner Absamer Werkstätte goss, verdingte sich während des Ersten Weltkrieges mit der fachgerechten Abnahme von Glocken in zahlreichen Gemeinden Vorarlbergs.

    Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Gerhard A. Stadler, Industriearchäologe an der Technischen Universität Wien.

    Eintritt frei

  • Lepanto Zyklus

    2011-04-30

    Lepanto Zyklus

    Exkursion in das Museum Brandhorst München

    Exkursion … Samstag 30. April
    10.30 Uhr … Abfahrt
    vom Gemeindemuseum Absam
    14.00 Uhr … Führung
    im Museum Brandhorst
    17.00 Uhr … Abfahrt
    von München

    Anmeldung … bis Dienstag 26. April
    unter 0 676 / 84 05 32 700
    Kosten … ca. 40 Euro
    Bustransfer und Führung
    Preparation … Freitag 29. April
    20 Uhr im Museum

    Cy Twomblys Zyklus »Lepanto« im Museum Brandhorts in München nimmt Bezug auf eine der blutigsten europäischen Seeschlachten. Am Sonntag, dem 7. Oktober 1571, besiegte eine »Heilige Allianz« aus spanischen, venezianischen und päpstlichen Truppen das Osmanische Reich in einem Seegefecht vor dem griechischen Hafen Lepanto. Zur Feier dieses Sieges hat Papst Pius V. den ersten Sonntag im Oktober zum Rosenkranzsonntag erklärt. 260 türkische und 211 christliche Schiffe waren sich gegenüber gestanden, am Abend hatten 37.646 Menschen ihr Leben verloren.

    abend schlacht land … Roland Barthes schreibt über Cy Twombly: »Es gibt aufgebrachte, besitzergreifende, dogmatische Malereien; sie stellen das Produkt hin und geben ihm die Tyrannei eines Begriffes oder die Gewalt einer Lüsternheit. Die Kunst von Twombly — das ist ihre Moralität – und auch ihre äußerste historische Singularität — will nichts greifen; sie hält sich, sie schwebt, sie treibt zwischen dem Begehren – das subtil die Hand beseelt — und der Höflichkeit, die ihm den Abschied gibt.«

    Über die Schlacht aus christlicher Perspektive schreibt der englische Autor Roger Crowley : »Auf allen Schiffen gab es Priester; Tausende von Rosenkränzen wurden an die Männer ausgegeben; jeden Tag fanden Gottesdienste statt, und die Predigten hoben hervor, dass Feiglinge nicht in den Himmel kommen würden. Den Männern wurde die Absolution erteilt …«

    Tizian, Tintoretto, Vasari, Vicentino, Veronese und viele andere schufen monumentale Bilder der Erinnerung an Lepanto … eben jene » aufgebrachte, besitzergreifende, dogmatische Malereien«. Von Sizilien bis London feiern Monstranzen, Altäre, Gedichte, Kirchenbauten den christlichen Sieg vor Lepanto.

    Cy Twomblys »Lepanto« – ein Bild in zwölf Teilen, ein Bilderzyklus … einmal aus der Vogelperspektive, bald in der Totalen, dann wieder in der Nahaufnahme wird die Schlacht »gezeigt«. Twombly eröffnet damit die Möglichkeit einer neuen Form der Historienmalerei, die zugleich deren Unmöglichkeit ( im traditionellen Sinn ) voraussetzt: Nicht um objektive Fakten kann es heute noch gehen, sondern um den Gesamtkontext, der die Ungereimtheiten und Widersprüche von Erinnerung und Wahrnehmung assoziativ und intuitiv vermittelt.

    Exkursion mit Führung

  • Dienstbotenleben

    2011-04-23

    Dienstbotenleben

    Ein Film von Bert Breit (1977)

    Aufgrund der großen Nachfrage wird der Film »Dienstbotenleben«,
    der am 15. April im Museum gezeigt wurde, am
    Samstag, 23. April und
    Sonntag, 24. April
    jeweils um 15.00 Uhr
    noch einmal aufgeführt.

    Aus dem Drehbuch Vieles berichtet uns die Geschichte über die Taten der Großen, der Mächtigen, der Besitzenden. Weniges hörte man aber bisher über jene, die mit ihrer Hände Arbeit, unter Preisgabe ihrer Ge- sundheit, oft ihres Lebens die wesentliche Voraussetzung dafür schufen, dass die Großen Größe entfalten, die Besitzenden Reichtum sammeln konnten und so den Lauf der Geschichte bestimmten.

    bet’ und arbeit’ fleissig und treu Als Motto der 1877 erstmals erschienen Zeitschrift für Dienstboten mit dem Titel »Notburga« heißt es: »Bet’ und arbeit’ from, fleissig und treu – freundlich und fröhlich dabei«

    »Wir wissen wohl einiges über Bräuche, Sitten, Arbeits- und Lebensbedingungen der Bauern, fast nichts hingegen wissen wir über die Knechte und Mägde, die Fütterer, Rosser und Stadler, die Groß- und Kleindirn – über jenen Stand also, der von alters her bis in unser Jahrhundert herauf [= 20. Jahrhundert] den Großteil der bäuerlichen Arbeit auf Acker, Feld und Alm, im Wald, im Stall und auf dem Hof leistete.

    Dienstboten wurden oft zu kirchlichen Festen, Andachten und Prozessionen geschickt – stellvertretend für die Bauersleute, weil es wichtig war, dass jemand vom Haus am kirchlichen Leben teilnahm. Religiöse Gemeinschaften (Bünde, Vereine etc.) konnten Dienstboten aber kaum bilden, da die Kommunikationsmöglichkeiten fehlten.

    Die heute 70- bis 80-jährigen Dienstboten – jene also, die am Beginn unseres Jahrhunderts zu arbeiten begannen und den sozialen Aufstieg nicht geschafft haben, leben mit einer bescheidenen Rente, und wenn sie keine Kammer bei einem Bauern finden, kommen sie in Altersheimen unter. Charakteristisch für diese Rentner ist ihre Einsamkeit, ihre Isoliertheit und wer von ihnen es nicht fertigbringt, von der Erinnerung an die guten alten Zeiten zu zehren, wer Not, Leid und Entbehrungen, die er erlebt hat, nicht vergessen kann, hat bittere Worte für seine Lage …« (aus dem Drehbuch) Eintritt frei

    Dienstbotenleben
    Dokumentarfilm 1977
    Dauer 57 Minuten
    Kamera Christian Berger
    Buch und Regie Bert Breit


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
kontakt@absammuseum.at

Kontoverbindung
Museumsverein Absam
IBAN: AT98 3620 0000 0003 1542 
BIC: RZTIAT 22200

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