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  • erinnerungslücken

    2023-05-03

    erinnerungslücken

    exkursion zum tag der befreiung

    Mittwoch 3. Mai 17.30 Uhr
    Treffpunkt
    Eingang Amraser Soldatenfriedhof
    Wiesengasse

    anmeldung erbeten
    0 676 / 84 05 32 700 oder
    mats.breit@mac.com

    literaturhinweis
    Horst Schreiber: »Liebesverbrechen«, Zwangsarbeit und Massenmord, StudienVerlag

    Jan Kosnik aus Warschau ist 35 Jahre alt, Stefan Widla aus Krakau ist 34 Jahre, alt als sie am 2. September 1940 in Kirchbichl im Arbeiterlager der Firma Innerebner & Mayer an der TIWAG-Baustelle unten am Inn öffentlich hingerichtet werden.

    Unter Aufsicht von Gestapo-Beamten aus Innsbruck müssen ihre polnischen Arbeitskollegen den beiden den Strick um den Hals legen, dann den Schemel umstoßen, während andere kräftig am Strang ziehen. Die Behördenvertreter – darunter der Kufsteiner Landrat – bestanden darauf, die beiden Toten hängen zu lassen.

    Der Chef der Gestapo in der Herrengasse in Innsbruck, Werner Hilliges, ordnete an, dass sich alle Arbeitskollegen der so archaisch Getöteten vor dem provisorischen Galgen zu versammeln haben. Der Gestapo-Dolmetscher aus Innsbruck übersetzt die anschließend ausgesprochenen Warnungen an alle Polen: Wer von ihnen ein »intimes Verhältnis« mit einer deutschen Frau eingeht, endet »wegen verbotenem Umgang« so wie Jan Kosnik und Stefan Widla.

    Knapp drei Monate zuvor, Anfang Juni 1940, hatte ein NSDAP-»Blockleiter« aus Kirchbichl behauptet, dass er Annemarie Edenhauser und Hedwig Schwendt mit den beiden »Ausländern« ( polnische Arbeiter mussten einen Aufnäher mit dem Buchstaben P tragen ) gesehen hätte, ein SS-Obersturmbannführer aus Kirchbichl bestätigte diese »Angaben«.

    Die Denunzianten stützten sich auf den in zahlreichen »Verordnungen« Gesetzeskraft annehmenden NS-Rassismus: Erst seit 14 Tagen war eine Verordnung des Reichsministers des Inneren in Kraft gewesen, die »jede Beziehung« von bzw. mit im Reich – und damit auch in Tirol – eingesetzten »Ausländern« verbot. Die Hinrichtung in Kirchbichl ließen die Behörden für Propagandazwecke fotografisch dokumentieren – Annemarie Edenhauser und Hedwig Schwendt wurden in das KZ Ravensbrück und von dort nach Auschwitz deportiert …

    no memory

    Nachdem auf Baustellen in Kirchbichl vor über zehn Jahren zahlreiche Spuren der NS-Lager aufgetaucht waren, kündigte die TIWAG die Errichtung eines Mahnmals »zur Erinnerung an den Leidensweg der Zwangsarbeiter« an. Mahnmal und Erinnerung gibt es bis heute …

  • abbau über tag

    2023-05-01

    abbau über tag

    eine foto-dokumentation von nina strasser

    Öffnungszeiten
    Donnerstag 18 – 20 Uhr und
    Samstag 14 – 17 Uhr und
    nach Vereinbarung

    Reste von 750 Jahren

    Mit Nyclas von Rörnpach gelang Meinhard II. für einen zentralen Rohstoff der Zukunft  der Wissens­transfer nach Tirol:
    Die Salzproduktion hat in Tirol ab dem 13. Jahrhundert tiefe kulturelle Spuren hinterlassen, denn Salz – heute ein in Massenproduktion längst banalisierter Rohstoff – war lange das landesherrlich monopolisierte Produkt, mit dem ungeheurer Reichtum geschaffen werden konnte. Begonnen hatte alles 1272 am Oberberg im Halltal …

    Im Jahr 2022 hätte man in Tirol zu 750 Jahren neuzeitlichem Salzbergbau also an manches erinnern können … hat man aber nicht. Daher initiierte das Gemeindemuseum Absam, auf dessen Ortsgebiet fast 700 Jahre lang der Salzstock im Halltal ausgebeutet worden ist, eine Fotodokumentation der Überreste dieser Geschichte.

    Die vielfach ausgezeichnete Fotografin Nina Strasser ( Claus-Gatterer-Preis, Österreichischer Pressefotografie-Preis u.v. m. ) konnte als Außenstehende – und vor allem ohne die von lokalen Akteuren bis heute aufrecht erhaltene Legenden vom »weißen Gold« –  vorurteilslos die Überreste der Technik-, Industrie- und Sozialgeschichte des Salzes ins Bild setzen. 

    Abfall 

    Vieles von dem, was 1967 bei der überstürzten Schließung des Salzbergwerks im Absamer Halltal und der Saline in Hall von einem Tag auf den anderen seine Funktion verloren hatte (Gebäude, Infrastruktur, Technik etc.), hat sich innerhalb kürzester Zeit in Abfall verwandelt – Geschichte stand im Weg. Im Stil von Vandalen wurde auch tatkräftig nachgeholfen : Gebäude, Werkzeuge und schriftliche Quellen konnten oft nur privat » sichergestellt « werden.

    Ein sich bis heute »landesüblich« bäuerlich inszenierendes Tourismusland hatte kein Interesse an Industriegeschichte – das machen die Fotos von Nina Strasser mehr als deutlich sichtbar … mit Rahmenprogramm zu sehen bis 25. Juni 2023. 

    Eintrittfrei

  • »ungnad und unehr«

    2023-04-14

    »ungnad und unehr«

    oder die Eigensinnigkeit des Peter Anich

    platzreservierung erbeten
    0 676 / 84 05 32 700 oder
    mats.breit@mac.com

    Knapp zwei Jahre vor seinem Tod erhält Peter Anich in Oberperfuss ein »Mahnschreiben« des Jesuiten und Professors Pater Ignaz Weinhart:

    »Lieber Peter, Es mus gewis dem Peter etwas gefehlt haben, dass er die vergangenen Tage oder wenigst den Sontag, als den 18. November, nicht herabgekommen, da ihn doch der Stecher vonnöthen hätte und dadurch sein Arbeit aufgehalten wird.«

    Anich sollte aus Sicht des mächtigen Jesuiten gefälligst nach Innsbruck »herabkommen«, um Probedrucke des noch nicht fertig gestellten Atlas Tyrolensis für die im nächsten Jahr, 1765, zu einer Hochzeit in Innsbruck erwartete Kaiserin Maria Theresia drucken zu können.

    für Unglikh gewahrnet haben

    Und Wenhart droht dem Kartographen, der sich weigerte, den südlichen Teil Tirols, den er bereits wenige Jahre zuvor für einen anderen Auftraggeber vermessen hatte, neuerlich zu »mappieren«, ganz offen:

    »Ich will aber den Peter zuvor recht aufrichtig und wohlmeinend für Unglikh gewahrnet haben, und wie ich vermeine, so hat der Peter von der Zeit an, dass er mit mir zuthun hat, mehr dan 1000 Beweißtum, dass ich's mit ihm recht gut meine. … Nun aber wan der Peter nicht aus Ohnmöglichkeit, sondern aus Eigensinn oder Aufhetzung übl gesinnter Leüthen oder aus Flucht und Verweigerung einiger Beschwernussen, dergeleichen er doch schon öfters überwunden mit der Hilf Gottes, sich nunmehro wolte entziechen von Fortsetzung und Außmachung jenes Werkhs, an welchem doch so vill gelegen ist, so förchte ich und förchte sehr, der Peter werde ihm dadurch bey der höchsten Herrschaft die Ungnad, bei dem ganzen Vatterland eine Unehr, bei jedermänniglich einen Widerwillen verursachen.«

    … nicht mehr erlebt

    Tatsächlich hat es die »höchste Herrschaft« – also der kaiserliche Hof in Wien – geschafft, dass der nach sechs Jahren Vermessung und Mappierung von ganz Tirol im Jahr 1766 körperlich und wirtschaftlich ruinierte Peter Anich die ihm »gnadenhalber« im letzten Moment zuerkannte Pension nicht mehr erlebt hat …

    eintritt frei


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
kontakt@absammuseum.at

Kontoverbindung
Museumsverein Absam
IBAN: AT98 3620 0000 0003 1542 
BIC: RZTIAT 22200

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