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  • Rosenkranz – Das Magische und Bunte des Volksglaubens

    2011-05-07

    Rosenkranz – Das Magische und Bunte des Volksglaubens

    Vortrag von Prälat Dr. Johannes Neuhardt

    In Der Herbst des Mittelalters schreibt der Historiker Johan Huizinga über die Entstehungszeit des Rosenkranzgebets im Spätmittelalter: »Das Leben der mittelalterlichen Christenheit ist in all seinen Beziehungen durchdrungen, ja völlig gesättigt von religiösen Vorstellungen. Es gibt kein Ding und keine Handlung, die nicht fortwährend in Beziehung zu Christus und dem Glauben gebracht werden. Alles ist auf eine religiöse Auffassung aller Dinge eingestellt, und wir stehen vor einer ungeheuren Entfaltung innigen Glaubens.

    Als Alanus de Rupe seine neue Bruderschaft vom Rosenkranz propagierte, galt der Widerstand, den er fand, mehr den Neuheiten an sich als dem Programm. Die Gegner meinten, das Volk würde im Vertrauen auf die Wirkung solch einer großartigen Gebetsgemeinschaft, wie Alanus sie sich vorstellte, die vorgeschriebenen Pönitenzen [Strafe oder Buße, welche der Priester dem Beichtkind zur Genugtuung für begangene Vergehen auferlegt, z. B. Wachen, Fasten, Wallfahrten ] und die Geistlichkeit des Breviers vernachlässigen.

    Die Zeichen der immer bereiten göttlichen Gnade hatten sich stets vermehrt; rings um die Sakramente blühten die Benediktionen [sakramentsähnliche Handlungen wie Besprengen mit Weihwasser oder Beräuchern, durch welche die Gnade Gottes für Personen und der heilsame Gebrauch für Sachen erfleht wird]; von den Reliquien kam man zu den Amuletten; die Kraft des Gebets wurde formalisiert in den Rosenkränzen, die bunte Galerie der Heiligen bekam immer mehr Farbe und Leben. Und wenn auch die Theologie für eine scharfe Unterscheidung zwischen Sakramenten und Sakramentalien eiferte, welches Mittel gab es, das Volk davon abzuhalten, auf all das Magische und Bunte seinen Glauben und seine Hoffnung zu gründen?«

    Vortrag von Prälat Dr. Johannes Neuhardt, Diözesankonservator in Salzburg.

    Eintritt frei

  • Glockenklang und Desaster

    2011-05-06

    Glockenklang und Desaster

    Vortrag von Univ.-Prof. Gerhard Stadler

    Der Historiker Carlo M. Cipolla schreibt in Segel und Kanonen: »Kupfer, das wichtigste Rohmaterial für die Herstellung der Geschütze aus Bronze, kam bis ins 16. Jahrhundert hauptsächlich aus Ungarn, Tirol, Sachsen und Böhmen. Während also die Rohstoffe aus wenigen Gegenden Europas stammten, war die Verarbeitung überall möglich, da es den Handwerkern keine Schwierigkeit bereitete, zwischen der Herstellung von Glocken und Kanonen hin und her zu wechseln. Glocken- und Kanonengießer arbeiteten auf Bestellung.«

    glockenklang und desaster Ein einzelner Rosenkranz im Gemeindemuseum Absam verweist auf die von Karl Kraus in seiner Szene formulierten Zusammenhänge einer jahrhundertealten Geschichte: Kirchenglocken als Rohstoffreservoir für die Rüstungsindustrie.

    Die Glocke läutet … Der Mesner: Hören Sie! Zum letztenmal! Gleich wird sie abgenommen. Man macht aus Schrapnellkugeln Rosenkränze und dafür aus Kirchenglocken Kanonen. Wir geben Gott, was des Kaisers und dem Kaiser, was Gottes ist. Man hilft sich gegenseitig, wie man kann.
    (Aus : Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit)

    Bereits kurze Zeit nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wich die anfängliche Massenbegeisterung der ernüchternden Erkenntnis des ökonomischen Desasters: Die Industrie der österreichisch-ungarischen Monarchie stand ohne Rohstoffe da. Abhilfe hoffte man mit dem Aufbau von Rohstoff-Sammelzentren zu schaffen. Die Heeresverwaltung, die um den Nachschub von Rüstungsgütern bangte, verschaffte sich Zugriff auf die Sammelzentralen für Eisen und Buntmetalle. Im Zuge der vom k. u. k. Kriegsministerium inszenierten »patriotischen Kriegsmetallsammlung« wurden in der Monarchie Tausende von Kirchenglocken abgenommen, um sie in Kanonen umzuschmelzen.

    Auch Absam musste seine Bronzeglocken abliefern. Josef Graßmayr, der kurz vor der Jahrhundertwende die ersten Glocken in seiner Absamer Werkstätte goss, verdingte sich während des Ersten Weltkrieges mit der fachgerechten Abnahme von Glocken in zahlreichen Gemeinden Vorarlbergs.

    Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Gerhard A. Stadler, Industriearchäologe an der Technischen Universität Wien.

    Eintritt frei

  • Lepanto Zyklus

    2011-04-30

    Lepanto Zyklus

    Exkursion in das Museum Brandhorst München

    Exkursion … Samstag 30. April
    10.30 Uhr … Abfahrt
    vom Gemeindemuseum Absam
    14.00 Uhr … Führung
    im Museum Brandhorst
    17.00 Uhr … Abfahrt
    von München

    Anmeldung … bis Dienstag 26. April
    unter 0 676 / 84 05 32 700
    Kosten … ca. 40 Euro
    Bustransfer und Führung
    Preparation … Freitag 29. April
    20 Uhr im Museum

    Cy Twomblys Zyklus »Lepanto« im Museum Brandhorts in München nimmt Bezug auf eine der blutigsten europäischen Seeschlachten. Am Sonntag, dem 7. Oktober 1571, besiegte eine »Heilige Allianz« aus spanischen, venezianischen und päpstlichen Truppen das Osmanische Reich in einem Seegefecht vor dem griechischen Hafen Lepanto. Zur Feier dieses Sieges hat Papst Pius V. den ersten Sonntag im Oktober zum Rosenkranzsonntag erklärt. 260 türkische und 211 christliche Schiffe waren sich gegenüber gestanden, am Abend hatten 37.646 Menschen ihr Leben verloren.

    abend schlacht land … Roland Barthes schreibt über Cy Twombly: »Es gibt aufgebrachte, besitzergreifende, dogmatische Malereien; sie stellen das Produkt hin und geben ihm die Tyrannei eines Begriffes oder die Gewalt einer Lüsternheit. Die Kunst von Twombly — das ist ihre Moralität – und auch ihre äußerste historische Singularität — will nichts greifen; sie hält sich, sie schwebt, sie treibt zwischen dem Begehren – das subtil die Hand beseelt — und der Höflichkeit, die ihm den Abschied gibt.«

    Über die Schlacht aus christlicher Perspektive schreibt der englische Autor Roger Crowley : »Auf allen Schiffen gab es Priester; Tausende von Rosenkränzen wurden an die Männer ausgegeben; jeden Tag fanden Gottesdienste statt, und die Predigten hoben hervor, dass Feiglinge nicht in den Himmel kommen würden. Den Männern wurde die Absolution erteilt …«

    Tizian, Tintoretto, Vasari, Vicentino, Veronese und viele andere schufen monumentale Bilder der Erinnerung an Lepanto … eben jene » aufgebrachte, besitzergreifende, dogmatische Malereien«. Von Sizilien bis London feiern Monstranzen, Altäre, Gedichte, Kirchenbauten den christlichen Sieg vor Lepanto.

    Cy Twomblys »Lepanto« – ein Bild in zwölf Teilen, ein Bilderzyklus … einmal aus der Vogelperspektive, bald in der Totalen, dann wieder in der Nahaufnahme wird die Schlacht »gezeigt«. Twombly eröffnet damit die Möglichkeit einer neuen Form der Historienmalerei, die zugleich deren Unmöglichkeit ( im traditionellen Sinn ) voraussetzt: Nicht um objektive Fakten kann es heute noch gehen, sondern um den Gesamtkontext, der die Ungereimtheiten und Widersprüche von Erinnerung und Wahrnehmung assoziativ und intuitiv vermittelt.

    Exkursion mit Führung


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
kontakt@absammuseum.at

Kontoverbindung
Museumsverein Absam
IBAN: AT98 3620 0000 0003 1542 
BIC: RZTIAT 22200

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