Nachrichten von Arbeit und Leben am Absamer Salzberg
Der k. k. Sektionsrat Alois Richard Schmidt (1804–1899) war Montanist, er war Markscheider im Range eines k.k. Regierungs-Sekretärs und er war Mitglied des geognostisch-montanistischen Vereins in Tyrol – vermeintlich also durch und durch ein Beamter des 19. Jahrhunderts.
Über Schmidts Tätigkeit als »k. k. Salzbergverwalter zu Hall« schrieb der Historiker Rudolf Palme: »Während der Abbau der Salzlagerstätte bisher regellos erfolgt war, begann ab dem Jahr 1835 unter dem Bergverwalter Alois Schmidt eine systematische Aufschließung und Ausrichtung des Bergbaues.«
Alois Richard Schmidt passte also so gar nicht ins Bild des obrigkeitshörigen Habsburgischen Staatsdieners, der in Formalitäten und Hierarchien gefangen, ohne Eigenverantwortung Anordnungen exekutiert und dessen Heilige Schrift der Hof- und Amtsschematismus war. Dementsprechend aufgebläht war die Verwaltung zu Schmidts Zeiten: Rechnungsofficiale, Ingrossisten, Registratoren, Registratursadjunkten, Protokollisten und Expeditoren, Kanzlisten, Akcessisten mit all ihren Rats-, Registraturs- und Expeditsdienern bevölkerten die Salzbergverwaltung in Hall.
Auch nach seiner »Provisionierung« – das ist die Pensionierung – sorgte Schmidt in den 1880er Jahren für Unerhörtes: Er lieferte der in Tirol Ende des 19. Jahrhunderts immer noch vollkommen unterentwickelten bürgerlichen Öffentlichkeit Informationen, indem er im »Boten für Tirol und Vorarlberg« eine lange Artikelserie mit dem listig-harmlosen Titel »Rückerinnerungen an den Haller Salzberg« publizierte.
Wer in Tirol wissen wollte, wie die Habsburger am Beginn des 19. Jahrhunderts nach dem Aufschwung am Salzberg im Halltal unter der bayrischen Verwaltung den Betrieb heruntergewirtschaftet haben und welche Gefahren im Berg und am Berg in Kauf genommen wurden, konnte sich bei Schmidt darüber fundiert informieren: Reduktion des Grubengebäudes, Abbau der Stammbelegschaft (innerhalb von 100 Jahren auf ein Viertel), Ausweichen bei Produktionsspitzen auf schnell angeheuerte »große und kleine« Hilfskräfte, Alkoholismus, die Unzulänglichkeit der Bauwerke angesichts der Lawinengefahren und viele andere Fehlentwicklungen spricht Schmidt offen an.
In einem Staat, der seit bald 100 Jahren darunter leidet, dass Information von Amtswegen hierzulande immer noch als Gnade gilt, die nur bei Wohlverhalten gewährt wird, könnte somit Alois Richard Schmidt noch heute als Vorbild gelten. Ist Österreich doch die letzte europäische Demokratie, in der das Amtsgeheimnis seit 1925 in der Verfassung festgeschrieben ist. Wer also glaubt, dass alles, was aus Steuergeld finanziert wird, offengelegt werden müsste, täuscht sich bis heute gewaltig. Schweigen bleibt Teil der oberste Pflichten in der Amtsstube. Alois Richard Schmidt hat es für den Absamer Salzberg und die Haller Saline bereits in den 1880er Jahren gebrochen.
Für den Podcast des Gemeindemuseums Absam hat Rainer Egger die Auswahl der vor rund 150 Jahren publizierten Texte gelesen, die Musik dazu gespielt hat Matthias Legner.