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  • Das wahrhaft Wick’sche*

    Das wahrhaft Wick’sche*

    Herrenhaus-RettungsRadio


    Live aus der Herrenhauszukunft von gestern …

    Im Februar 1999 hat eine Lawine das Herrenhaus im Halltal schwer beschädigt. Für das Gemeindemuseum Absam ist dieser unrühmliche Jahrestag Anlass, auf die Anfang der 1980er Jahre so strahlend erscheinende Zukunft dieses wichtigen historischen Gebäudes zurückzublicken:
    1981 schilderten die Geschwister Olga und Hermine Wick aus Hall ihren damals erfolgreichen Kampf um das »in Todesnot liegende Herrenhaus«.

    Wick-Originalton

    Das Herrenhaus ist ein Juwel unserer Heimat. Es ist ein ganz einfacher, vornehmer Barockstil. Es schaut förmlich auch aus wie ein Fels … aus Fels gewachsen, es wachst da in diesem Herrgottsgarten aus’m Boden heraus – in so vornehmer Schönheit!

    Man darf ja die kulturellen Schätze, die man hat, nicht vor die Hunde schmeißen. Manchmal war’s so, dass wir dachten: wir können nicht mehr. Und wenn’s dann wieder ganz dick her’gangen ist, wenn’s uns dann wieder ins G’sicht g’sagt haben, auch von oberster Stelle: Sie sehen, es nützt nichts, das Haus muss geschliffen werden, dann auf einmal haben wir doch wieder Kräfte kriegt’ und haben unseren Kampf wieder angefangen. Dass es so schwer ist, haben wir uns nicht gedacht.

    Ich habe ja Albträume in der Nacht gehabt, schwere Albträume … es ist hoffnungslos, wir setzen uns gegen diese Übermacht nicht durch. Und dann sind einige Tage vergangen – – nein, nein, wir dürfen’s nicht im Stich lassen! Das wär’ ja noch schöner.« 

    Rettung

    Und in der Karwoche läutet’s, wer steht draußen vor’m Garten? Der Herr Öfner. Und wir führn’ ihn herein, und er sagt dann: Wir haben uns entschlossen, das Haus zu nehmen. Und dann sagt meine Schwester noch: Sie, aber sagn’s mir das eine, ist Ihre Frau denn auch einverstanden damit? Nit’, wenn irgendetwas passieren sollte, dass dann in der Ehe Zwistigkeiten entstehen? Das möchten wir nicht auf uns laden, das möchtn’ wir nicht verantworten. Und dann sagt er: Nein, meine Frau freut sich mit mir. – – Ja mei, hat die Olli g’sagt, dann sind Sie ja im wahrsten Sinne des Wortes der österliche Parzival für das in Todesnot liegende Herrenhaus …«

    Eintrittfrei

  • Herbergssuche am Fürstensitz?

    Herbergssuche am Fürstensitz?

    oder ein anderer Blick auf
    eine besondere Krippe

    Am Samstag, 28. Jänner um 15 Uhr können Sie auf eine Taschenlampen-Entdeckungsreise durch die Lechner-Krippe gehen und erfahren mehr über die zeitgenössische Beschäftigung mit dem Massen-Phänomen Krippe.

    Bethlehemiten?

    Im Zentralorgan »Der Krippenfreund« konnte man vor 100 Jahren in einem Inserat Folgendes lesen: »Zu kaufen gesucht einzelne geschnitzte Gruppen, wie Flucht nach Ägypten, liegende Kamele, Soldaten für den Kindermord, mehrere Bethlehemiten, auch Schafgruppen.«

    Deutsch?

    Seit drei Jahren steht im Museum eine Krippe des aus Absam stammenden Holzbildhauers Johann Lechner, die er im Jahr 1927 gebaut und gestaltet hat – allerdings ohne Kamele, Bethlehem oder Ägypten … Im selben Jahr hatte ein ausführlicher Beitrag im »Krippenfreund« Heimatideologisches zum Thema Krippe verkündet :

    »Der deutsche religiöse, gemütvolle Mensch muß eine deutsche Krippe bauen!« Die Redaktion stellte dazu fest, »daß unseres Erachtens durch die orient[alische] Krippe die beste religiöse Wirkung erzielt werden kann, welche unserem Verein stets die Hauptsache sein wird«.

    Hasegg Herberge?

    Mit der im Museum gezeigten Krippe siedelte der Bachlechner-Schüler Johann Lechner dagegen das Weihnachtsgeschehen aus­gerechnet in der alles andere als »orientalischen« Burg Hasegg an, die er »heimatlich«, fast kubistisch verdichtet umgeben hat – mit der Pfarr­kirche Hall, dem Haller Rathaus, dem Kloster St. Martin in Gnadenwald, dem Münzer­turm, der Nagglburg ….

    Aber tatsächlich hätte niemand, der auf Herbergssuche war, jemals in dem Fürstensitz Burg Hasegg Aufnahme gefunden. Insofern entspricht diese in einer Art Heimatkompression angesiedelte irreale Szenerie tatsächlich dem neueren analytischen Blick auf die Krippe, die heute auch als »kulturhistorischer Verhandlungsort« gesehen wird:

    jenseits ihrer hohen ästhetischen Qualität verweist diese Lechner-Krippe darauf, dass Ende der 1920er Jahre die zunehmend politische Aufladung von Begriffen wie »Heimat«, »Volkstum«, »Authentizität« der Krippe zu einer unvorhersehbaren Konjunktur verhalf … nicht nur in Tirol.

    Eintrittfrei

  • es gilt die unschuldsvermutung

    es gilt die unschuldsvermutung

    lesung mit musik

    Platzreservierung erbeten
    0 676 / 84 05 32 700 oder mats.breit@mac.com

    Es lesen
    Rainer Egger, Gerd Jenewein, Matthias Breit
    Livemusik von Waxamilion
    ( E-Gitarre plus loops )

    Ruhe und Rätselhaft

    »Die große Rauferei in der Salvatorgasse«, »Ein rabiater Sohn«, »Der Fluch des Alkohols«, »Die unleidlichen Mietverhältnisse«, »Die verdächtigen Runkelrüben«, »Die ewige Milchpantscherei«, »Die mitgegangene Branntweinflasche«, »Die Karsamstag-Rauferei vor Gericht«, »Ehestörung« … so und so ähnlich hat der Haller Lokalanzeiger vor gut 100 Jahren seine hunderten Kurzberichte über die Kleinkriminalität und das vielfältige gerichtsanhängige Leben im Großraum Absam-Hall betitelt.

    Diese Gerichtsfälle in Kombination mit den veröffentlichten Statistiken der Haller Exekutive geben einen tiefen Einblick in die Gesellschaft der 1920er Jahre – nur kurze Zeit nach Kriegsende in der ganz jungen Republik, denn es geschieht tatsächlich bis vor kurzem Undenkbares: Mieter beginnen ihre Vermieter zu klagen, Lehrbuben zerren ihre Lehrherren vor Gericht, fälschlich Verdächtigte erzwingen Presse-Entgegnungen und sogar der Absamer Pfarrer wird wegen Ehrenbeleidigung verklagt …

    Und die Haller »Sicherheitswache« nahm beispielsweise noch vor 99 Jahren fast zweihundert Obdachlose »wegen Mittellosigkeit« in Schutzhaft, legte sich wegen einer gestohlenen Zugharmonika nächtelang auf die Lauer, musste Absamer in einer Schubkarre in den Gemeindekotter »überstellen« und verfolgte Delikte wie »das Fahren auf verbotenem Wege mit Handwagen, Schwerfuhrwerk und Auto«.

    Rätselhaft

    Einerseits kommt in der umfangreichen Kriminal- und Gerichtsberichterstattung gerade auf lokaler Ebene die Lust an der – nach Jahrhunderten Untertanenstaat – ganz neuen Gleichheit zum Ausdruck: schließlich können plötzlich durchaus auch Angehörige der Gesellschaftsschichten vor Gericht landen, die unter den k.u.k.-Sissi-Verhältnissen eher zu den Strafenden als zu den Bestraften zählten. Andererseits sorgt diese Gleichheit für den richtigen Thrill im Alltag, denn erst im demokratischen Rechtsstaat wird Kriminalität zum spannenden Rätsel : die traditionell stereotypen Schuldzuweisungen funktionieren auch am Haller Bezirksgericht nicht mehr und jeder könnte Täter sein.

    Aber hören Sie selbst, es gilt die Unschuldsvermutung.

    Eintrittfrei


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
kontakt@absammuseum.at

Kontoverbindung
Museumsverein Absam
IBAN: AT98 3620 0000 0003 1542 
BIC: RZTIAT 22200

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