Lesung mit Rainer Egger und Johann Nikolussi.
Musik Matthias Legner.
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»An die Bürger von Absam. Vielen herzlichen Dank für Ihre zahlreichen Beweise von Solidarität! Sie haben mir in diesen schweren Tagen sehr geholfen und haben mir bewiesen, daß meine Tätigkeit für Ihre Kinder nicht nur schlecht beurteilt wird. … Da mein letztes Unterrichtsprojekt, das ich mit der Lektüre und Besprechung des Volksstückes Stallerhof von Kroetz beginnen wollte, so stark umstritten ist, glaube ich, daß Sie wissen wollen, was ich damit bezweckte.«
So formulierte Dr. Agnes Larcher (1937 – 2012) aus der Grillparzerstraße 10 in Absam am 10. Juni 1973 in einer Postwurfsendung. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits »ehemalige« Vertragslehrerin an der Hauptschule Absam, denn ihre Absicht, mit ihren 36 Schülerinnen der 4. Klasse B ein Theaterstück vom damaligen Erfolgsautor Franz Xaver Kroetz zu lesen und zu besprechen, führte innerhalb von vier Tagen zu ihrer Entlassung : Am Samstag, 2. Juni hatte Agnes Larcher den Text an Ihre Schülerinnen verteilt, am 6. Juni um 8.30 Uhr war sie ihren Job los.
Die kontroversen Diskussionen über den »Fall Larcher«, die bei einem legendären Elternabend im Kirchenwirt ihren Ausgang genommen haben, wurden innerhalb kurzer Zeit in ganz Tirol, in Wien und bis nach Hamburg geführt.
Insgesamt 33 Gutachten beschäftigten sich mit der Frage, ob die Schule aussschließlich ein Ort für das Wahre, Schöne und Gute sein soll – und wer die Definitionsmacht darüber hat.
Agnes Larcher: »Kurzfristig obsiegte die Willkür. Vermutlich war es – langfristig gesehen – ein Pyrrhussieg, weil Lehrer damit die Mechanismen und Koalitionen durchschauen lernten, mit denen sie mundtot gehalten werden sollen.«