Ein Podcast
Zum ersten Mal liegt seit wenigen Wochen eine umfassende Baugeschichte des Herrenhauses im Halltal vor. Mit ihrer Masterarbeit »Das Herrenhaus im Halltal – Funktionale Neuinterpretation eines bedeutsamen historischen Ortes« hat die junge Architektin Franziska Zahn aus Reutlingen eine akribische Baugeschichte nicht nur des Herrenhauses, sondern des gesamten Halltals auf 452 Seiten geschrieben. Zahn hat sich sowohl mit den Vorgängerbauten des Herrenhauses beschäftigt, als auch mit dem immer wieder erweiterten und adaptierten Beamtenbau.
Das Gemeindemuseum Absam hat mit ihr ein langes Interview geführt, das jetzt als Podcast online geht. Im Podcast meint Sie:
»Das Herrenhaus wurde ja gebaut für die Herren des Salzberges, für die Beamten und es ist deshalb mit Sicherheit ein Ausdruck für die Bedeutungszunahme des Beamtentums während der Josephinischen Ära. Das sieht man auch an den im zweiten Stockwerk wirklich repräsentativ ausgebauten Räumen, die auch die Spaltung zwischen den Beamten und den Arbeitern noch einmal ganz deutlich hervorgehoben haben.«
In den Dimensionen, wie wir heute das Herrenhaus kennen, ist das Gebäude erst Mitte des 19. Jahrhunderts ausgebaut worden. Ursprünglich war es kleiner dimensioniert. Franziska Zahn hat für ihre Masterarbeit umfangreiches Planmaterial mühselig u. a. mit Schriftanalysen und -vergleichen aufgearbeitet und konnte so z. B. über diese Erweiterung des Herrenhauses um 1850 folgende sozialgeschichtlich interessanten Erkenntnisse gewinnen:
»Hinter dem Mansardendach des Herrenhauses waren ab 1847 die Knappen von Montag bis Donnerstag untergebracht. Die Räumlichkeiten im Dachgeschoss wurden als Gutschen bezeichnet. In den Gutschen waren einfache Schlafräume eingerichtet. Sie waren einfach und ohne jeden Komfort ausgestattet. Zeitweise waren im Herrenhaus bis zu 180 Mann untergebracht. Die Knappen brachten für die Metallbetten in den Gutschen ihre eigenen Strohsäcke mit. Die Räume im Dachgeschoss waren allein durch die aufsteigende Wärme der darunter liegenden Räume beheizt. So waren diese Schlafstätten mehr ein Schutz vor Wind und Regen als vor der dort oben herrschenden Kälte.«
Unter dem Titel »Aufwertung des Herrenhausareals« macht Franziska Zahn im zweiten Teil ihrer Masterarbeit auf über 100 Seiten zahlreiche Vorschläge für die Nachnutzung des gesamten Areals. Sie hat dafür ein detailliertes 3D-Modell erstellt und kann so all ihre Vorschläge auch im Modell veranschaulichen.